Schlagwort: Wandern

Harzer Hexenstieg: Tag 3 – Polsterberg bis Torfhaus

Harzer Hexenstieg: Tag 3 – Polsterberg bis Torfhaus

Vorsichtig schauten wir heute Morgen aus dem Fenster – und siehe da, die Sonne versuchte mit aller Macht aus den Wolken hervorzubrechen. Endlich eine Wanderung ohne Nässe von oben.

Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer liebevollen Verabschiedung aus dem Landhaus Meyer wurden wir per Wandertaxi zurück an unsere gestrige Ausstiegstelle – den Polsterberg – gefahren. Die Tour gestaltete sich anfangs etwas schwerfällig, mussten wir doch über etliche Spurrinnen der Försterei balancieren. Von überall her hörten wir Kettensägen. Unser Fahrer hatte uns erklärt, dass schon seit Jahren der Harz wieder aufgeforstet würde – der Borkenkäfer und die Trockenhet machten eine Umstrukturierung des Waldes notwendig. Wie notwendig erfuhren wir erst am Ende dieser Wanderung.

Als der Wald sich lüftete, tat sich vor uns endlich einmal die Schönheit der Harzer Landschaft auf. Kein Regen, kein Matsch, nur ein wunderschöner Wanderweg.

Der erstreckte sich über wenige Kilometer und führte uns schließlich zu einem Wanderweg entlang eines eisenfarbenen Wassergrabens, der uns fast bis zum Rest der Strecke begleitete.

Hier war es herrlich. Neben haufenweise Informationen rund um die Wassserkraft im Bergbau, faszinierte uns hier vor allem die ruhige Abgeschiedenheit, der wunderbar weiche Waldboden, der von Tannennadeln übersäht war und die vielen traumhaften Ausblicke.


Zwischendurch schaffte es sogar die Sonne durch die Wolken und auf einmal war der ganze Frust von gestern vergessen. Die Unterseiten der Blätter glitzerten im Wind wie kleine Blüten. Das Licht fiel durch das bunte Herbstlaub, im Wasser spiegelten sich die Wolken und der Wind pfiff uns fröhlich ein Lied, als wolle er uns liebevoll anschieben. Die Füße trugen uns leichter, der Kopf wurde freier und die Laune immer besser.

Irgendwann öffnete sich der Wald vor uns und wir trafen auf ein unglaubliches Panorama. Leider nicht im positiven Sinne. Kilometerweise abgestorbene Nadelbäume, gerodete Flächen und umgeknickte Stämme, so weit das Auge reicht. Fassungslos blickten wir auf das öde Land, was sich uns bot. Anja meinte, Sauron aus „Herr der Ringe“ hätte einmal durch das Land gewütet – und genau so sah es aus.

Wie krass der Harz wirklich von Trockenheit und Borkenkäfer betroffen ist, wurde uns erst hier bewusst.
Schweigend wanderten wir durch die umgestürzte Baumlandschaft, blickten mit gemischten Gefühlen über die gerodeten Flächen und mit mulmigen Gefühlen zu den vollständig abgestorbenen Baumflächen. Wir lasen die Warnung, man solle sich achtsam bewegen und dass niemand Verantwortung übernähme, falls man von einem umfallenden Baum getroffen würde.

Das letzte Wegstück in Richtung Torfhaus war deswegen irgendwie bedrückend. Als wir einen ziemlich steilen Abhang herunterkletterten und versuchten, auf dem schlammigen Boden nicht auszurutschen, knarrzte auf dem gegenüberliegenden Hang ein Baumstamm, um dann mit berdohlichem Krachen einfach in sich zusammenzubrechen.

Man weiß nicht, was man denken soll: Ist das der Lauf der Natur und reguliert sie sich damit selbst? Schließlich sprießen zwischen den „Baumleichen“ auch neue, kleine Bäume – vor allem Fichten und Buchen.
Oder verfällt hier das „Ökosystem Harz“, weil es sich nicht schützen kann vor dem Borkenkäfer oder einer jahrelangen Wasserarmut?
Unser Fahrer sagte uns bei der Hinfahrt: „Ich werde es sicher nicht erleben, aber der Harz wird eine ganz neue Landschaft werden.“

Im Vordergrund die neuen kleinen Bäume, die sich einen Platz suchen. Im Hintergrund oben rechts und links die toten Bäume, die nur auf den richtigen Windstoß warten, um umzufallen.

Das letzte Stück nach Torfhaus ging es steil bergauf. Wir zwei kamen noch mal richtig ins Schwitzen. War der Weg bis jetzt immer nur mit leichten Steigungen verbunden, ging es dafür jetzt ans Eingemachte.

Immer den großen Sendemast des NDR im Blick, wanderten wir durch die gefährlichen Totholzwälder und später dann durch die bereits umgefallenen Bäume. Wie silberne Reliquien muteten sie auf dem herbstfarbenen Gräsern an. Oft kam uns der Gedanke, dass vielleicht durch eben jene mystische Landschaft der Harz mit so vielen Sagen und Märchen verbunden ist.

In Torfhaus angekommen, hatten wir es mit ganz profanen Problemen zu tun: unser Bus nach Braunlage fuhr nur einmal in der Stunde und sollte in zwei Minuten an der Bushaltestelle ankommen.
Mit einem kleinen Sprint schafften wir es – unsere Unterkunft ist etwas abseits vom Hexenstieg. Morgen werden wir hier wieder einsteigen.

Sehr unschön war die Busfahrt. Als wir zustiegen war der Bus bereits fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotz Corona, Abstandsregeln und Mundschutzpflicht hielt die Busfahrerin zwei weitere Male, um jeweils eine Schulklasse mitzunehmen. Viel zu vollgestopft fuhr der Bus die steilen Serpentinen nach Braunlage hinab. Hier konnten wir noch einmal die kilometerlangen toten Waldflächen sehen – es war wirklich gruselig.

Heute sind wir im Forsthaus Braunlage untergebracht. Luise schläft im Haupthaus in einem sehr schönen und modernisierten Zimmer. Anja schläft im Gästehaus in einem winzigen Zimmer mit Bad, in dem man sich nicht einmal umdrehen kann. Was soll’s – wir sind eine Nacht hier und zum Schlafen reicht’s.

Morgen geht’s in Richtung Brocken und leider ist damit unsere Hexenstiegwanderung dann auch schon wieder vorbei. Da das Erzgebirge Risikogebiet ist und Sachsen-Anhalt keine Risikogebietsbewohner beherbergt, müssen wir morgen zurück nach Osterode.

Fazit von heute: 19 km traumhafte Strecke mit vielen Aussichtspunkten, informativen Raststellen und einem mulmigen Gefühl.

Rundwanderung Bermsgrün – 5 km

Rundwanderung Bermsgrün – 5 km

Du magst lieber einen Videobericht? Haben wir auch! Hier kannst Du ihn Dir anschauen: https://youtu.be/XXATgvjwvsc

Klein aber fein, so gestaltet sich der Rundwanderweg um Schwarzenbergs Ortsteil Bermsgrün. Gestartet sind wir bei herrlich sonnigem Winterwetter an dem Parkplatz „Gemeinde- und Stückerstraße“, an dem man auch gleich Rast machen kann, sollte man ihn von einer anderen Tour her anlaufen.

Hier gibt es auch gleich das erste Schild zum Rundwanderweg. Wir folgten den Wanderwegweisern in Richtung Sonnenhotel Hoher Hahn und liefen gleich erst mal viel zu weit.

Man muss aufpassen, dass man vor dem Abzweig zum Hotel nach links abschwenkt und dann unterhalb des Hotels auf einem Waldweg weitergeht. Wenn man es weiß, sieht man auch die Hinweisschilder.

Der Waldweg läuft sich wunderbar, sieht man doch immer wieder die weiten Wiesen zur linken oder den erzgebirgischen Wald zur rechten Seite.

Nach ein paar Metern hat man schließlich auch die Gelegenheit, einen kleinen Schwenk nach Rechts zu einem Aussichtspunkt zu machen.

Wir nutzten die Gelegenheit und landeten nun oberhalb des Hotels direkt am Ski- und Rodelhang mit einem fantastischen Blick zum Spiegelwald und nach Schwarzenberg. Im Sommer kann man hier bestimmt herrlich auf der Bank sitzen und sinnieren.

Wir nahmen uns die Zeit aber nicht, sondern gingen frischen Schrittes weiter, zurück zum Aussichtspunkthinweis und dann den Schildern des Rundweges nach.

Nach ein paar intensiven Tobereien mit Diego (Er liebt es, in einem Affenzahn durch den Schnee zu rennen und ein bisschen zu kampeln.) lotste uns der Weg durch den malerischen Wald bis zum „Hochbehälter“ und dann weiter aus dem Wald heraus.

Hier bot sich erneut ein atemberaubendes Panorama, was sich mit jedem Schritt noch weiter auftat. Neben dem Spiegelwald und Schwarzenberg, konnten wir an diesem wundervollen Nachmittag bis Annaberg, zum Oberbecken und sogar bis zum Fichtelberg schauen.

Ab hier ging es ein Stück abwärts und in Richtung Bermsgrün. Wir waren nicht ganz so aufmerksam bei den Rundweg-Hinweisschildern, aber ein bisschen was muss ja auch noch für Euch übrig bleiben, nicht wahr? Man erfährt auf der Strecke durch den Ort vieles über die Bergbaugeschichte, das Leben zu früheren Zeit und wie die Menschen ihre alltäglichen Aufgaben erledigten.

Der Weg durch den Ort geht entlang kleinerer und größerer Straßen, ist aber gut begehbar, denn es fahren kaum Autos bzw. läuft man sowieso auf dem Fußweg.

Unser nächstes Ziel war die Bermsgrüner Kapelle. Auf der Seite der St. Georgenkirche Schwarzenberg, zu der die Kapelle gehört, heißt es:

„… Aus den Akten der Kirchgemeinde ist zu entnehmen, daß die Bermsgrüner Gemeindeglieder in großer Treue und stattlicher Zahl zu den Gottesdiensten nach Schwarzenberg pilgerten. Zur besseren geistlichen Betreuung, insbesondere der älteren Gemeindeglieder, für die der Weg zu beschwerlich wurde, entschloß man sich zum Bau einer Kapelle. Am 11. August 1929 wurde die Kapelle Bermsgrün geweiht.“

Ein kleines Stück folgten wir noch der Straße und kamen schließlich an ein weiteres Hinweisschild, dass uns erklärte, dass wir gerade auf der früheren „Peststraße“ unterwegs seien. Für Erheiterung sorgte der Ausdruck „Sack“ für einen früheren Ortsteil. Anja konnte es nicht lassen und sagte mir liebevoll „Heute gehst Du mir ganz bestimmt nicht auf den Sack.“

Schlechte Witze finden wir spitze und so bogen wir kichernd nach Rechts ab, wo wir den steilen Aufstieg zum Parkplatz in Angriff nahmen.

Hier gibt es übrigens die Möglichkeit, auch geradeaus weiter zu gehen und die komplette Wanderrunde zu gehen, wie man sie auch in Outdooractive auf der Karte nachvollziehen kann. Wir haben uns komplett auf die Beschilderung im Dorf verlassen und damit entging uns sicher noch ein Stück wunderbarer Wald- und Wiesenweg rund um die Hansenmühle.

Immer der Gemeindestraße nach bergauf gingen wir zurück in Richtung Sonnenhotel Hoher Hahn.

FAZIT: Der Rundwanderweg Bermsgrün ist ein schöner, leichter Spaziergang mit vielen herrlichen Aussichtspunkten und abwechslungsreichen Wegabschnitten. Der Wald- und Wiesenweg ist traumhaft und auf den Spuren der Bermsgrüner Vorfahren zu wandeln ist ein besonderes Highlight, wenn man im Dorf unterwegs ist. Leider ist die Beschilderung teilweise irreführend – aber man kommt auf jeden Fall wieder da an, wo man gestartet ist.

Hier ist noch der Link zur Wanderroute bei Outdooractive: https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/erzgebirge/rundwanderweg-bermsgruen/21280842/

Weihnachtliches Seiffen – 13 km durch Nebel und Licht

Weihnachtliches Seiffen – 13 km durch Nebel und Licht

Du magst lieber eine Videoversion der Wanderung? Dann klick hier in unseren YouTube-Kanal: https://youtu.be/f5Yh6gPipr0

Stille, undurchdringlicher, weißer Nebel, kalter Wind und winzige Wassertröpfchen. Seiffen hieß uns mit kaltnassem Winterwetter willkommen. Kein Grund für Anja und mich, traurig zu sein, hatten wir uns doch ein bisschen Abgeschiedenheit und Ruhe nach den hektischen und leider viel zu besinnungslosen (statt besinnlichen) Weihnachtstagen gewünscht.

Erfüllt wurde uns dieser Wunsch in erster Linie durch das wundervoll ruhige Hotel Wettiner Höhe, das ganz nah am Seiffener Kurort liegt und trotzdem so weit davon entfernt ist, dass man ganz für sich sein kann.

Doch allein mit Ruhe war es uns noch nicht getan – wir wollten Wandern, denn das ist neben Ausruhen unsere zweitliebste Beschäftigung, wenn wir schon mal zusammen Urlaub haben. Also suchten wir uns bei Outdooractive eine empfohlene Route aus – „Rund um Seiffen und den Schwartenberg“, eine Tagestour von 13 km Länge entlang dem Kammwegabschnitt 09.

Wir starteten gegen Mittag, voller Hoffnung, dass der Nebel sich vielleicht lichten würde. Tat er aber nicht! Und da nur die Harten in den Garten kommen, sind wir mit den Worten „Wir sind so hart und so toll und so super!“ frohen Mutes losgelaufen. Herrlich, wenn die Lust am Wandern über die nicht ganz so optimalen Wetterbedingungen siegt. Außerdem bestand Hund Diego freudig schwanzwedelnd auf eine ausgiebige Gassirunde.

Der erste Wegabschnitt gestaltete sich rutschig und glatt, aber wen wundert das Anfang Januar? Wir streiften durch geheimnisvoll umnebelte Wälder, über kahle Felder, die kein Ende zu haben schienen, begleitet von den einsamen Rufen der Nebelkrähen. Es war märchenhaft und gespenstig zugleich, erinnerte doch alles irgendwie an das Verlaufen von Hänsel und Gretel oder an eine Sage von den Ufern des Styx.

Mitten im Wald fanden wir an einem großen Rastplatz die ersten Hinweisschilder und machten uns auf in Richtung Ortsmitte Seiffen. Wie aus einem Gemälde von Andreas Achenbach, so wirkten die orangen, toten Blätter an den Bäumen des nebelumsponnenen Waldes. Die geheimnisvolle Winterstille tat ihr Übriges dazu, so dass wir spätestens jetzt zu dem Schluss kamen, eine wirklich gute Entscheidung getroffen zu haben, trotz des Wetters loszulaufen.

Bergab folgten wir den Hinweisen zur Seiffener Kirche und den scheinbar überall auftauchenden „Kamm“-Hinweisschildern. Kurios wurde es dann an einem Baum, an dem zwei „Kamm“-Schilder befestigt waren, die gegenseitig auf sich zeigten. Hier verzweigte sich der Weg sogar noch in 4 verschiedene Richtungen und wir brauchten den Handy-Kompass und die App von Outdooractive, um den kleinen Trampelpfad zu finden, der uns weiter in Richtung Kirche führen sollte. Mir ging so durch den Kopf, dass das wieder mal typisch war: Man sieht nur das Offensichtliche, das, was man erst suchen muss, bleibt uns oft verborgen.

Schließlich gelangten wir über den Trampelpfad an eine Straße, der wir für ca. 200 m folgten, um dann auf einen wundervollen Waldweg, den sogenannten Mühlenweg, zu treffen, der ein traumhaftes Panorama über Seiffen bot. OK, er hätte ihn geboten, wenn denn nicht der Nebel gewesen wäre. Wir haben es uns einfach vorgestellt.

Nun war auch die Seiffener Kirche endlich in Blickweite. Vorbei am Skilift, der leider nicht in Betrieb war (Leider lag zu wenig Schnee.), erstreckte sich vor uns der herrliche Blick auf Seiffen. Die Nebelwolken waren noch ein Stück tiefer gesunken, aber wir verloren unser Zwischenziel – die Seiffener Kirche – nicht aus den Augen. Traumhaft war eine einzelne Laterne, die Anja spontan zum Singen bewegte. Sie stimmte das Lied „Lili Marleen“ von Marlene Dietrich an, in dem es heißt

„Wenn sich die späten Nebel drehn
Werd‘ ich bei der Laterne steh’n
Wie einst Lili Marleen.“

und Diego und ich hörten ihr schwer beeindruckt zu. Das war einfach zu passend und wunderschön.

Die letzten Meter zur Seiffener Kirche nahmen wir leichten Schrittes und so gelangten wir über das Friedhofstor zum Kircheneingang. Anja und Diego warteten draußen und ich lunzte neugierig in genau die Kirche, die auf so vielen erzgebirgischen Schwibbögen zu sehen ist. Es war ein bisschen, als würde ich in meine Kindheit abtauchen, denn das Modell der Kirche mit den darum angeordneten Kurrendekindern und den hübschen, kleinen Laternen ließen mich oft glauben, dass es so einen zauberhaften Ort gar nicht geben konnte.

Das Kirchlein ist klein und schlicht, bestückt mit Seiffener Volkskunst, den ortstypischen, bunten Laternen und edel geschnitzten Holzverzierungen. Es lohnt sich auf jeden Fall, auf der Wanderung dort inne zu halten und sich einen Moment zum Besichtigen Zeit zu nehmen.

Beim Heraustreten aus der Kirche erwarteten mich Anja und Diego mit einer großen Ladung Schnee – die himmlischen Schleusen hatten sich geöffnet und große Flocken fielen auf uns herab. Wir beschlossen, dass es Zeit für eine Pause wäre, denn das Mittagessen hatten wir nach dem leckeren Frühstück im Hotel ausfallen lassen. Da wir gerade im Ortszentrum waren, kehrten wir schnell in einem kleinen Imbiss ein. Dort gab es Kartoffeln mit Quark. Die Stärkung zahlte sich aus, der Schnee hatte nämlich ein Einsehen mit uns und hörte nach dem Essen auf zu fallen.

Wir kehrten wieder um und gingen die 200 Meter zurück zur Kirche, vorbei an den „Kussmannl’n“, die sich den ganzen Tag küssen dürfen. Außerdem blickten wir auf unserem Weg in ein Fenster, das über und über mit bestückten Streichholzschachteln gefüllt war. Das war wirklich fantastisch.

Die „Kamm“-Hinweisschilder führten uns schließlich weg von der Straße und dem Zentrum auf den Bergbaupfad, der uns mit einer atemberaubenden Pinge begrüßte. Die Freilichtbühne war leider wegen Lebensgefahr geschlossen, aber der Blick auf das imposante, von Menschen geschaffene Theater, genügte uns völlig. Wir stiegen die Treppen des Theaters empor zu einem Aussichtspunkt, der uns Seiffen zu Füßen legte. Aber, ihr könnt es euch schon denken – so richtig gesehen haben wir nichts.

Hier kreuzten wir auch die Anton-Günther-Runde, die uns eine bergbauliche Frage stellte. Was genau diese Runde ist, haben wir leider nicht herausgefunden, aber vielleicht könnt ihr uns ja in den Kommentaren weiterhelfen. Es muss auf jeden Fall etwas mit GPS-Koordinaten zu tun haben, denn diese standen immer hinter den möglichen Antworten.

Weiter ging’s oberhalb des Theaters, dann raus aus der Stadt und auf einen sehr langen, weißen Feldweg, den Ahornbergweg. Vor uns weißer Nebel, hinter uns weißer Nebel und nur der Weg lag vor uns. Ich hatte kurz eine Nahtod-Fantasie, von wegen „ins Licht gehen“ und so, aber zum Glück hat mich Anja wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.

Diego rannte vor uns her wie ein überdrehter Schneehase. Er genoss die Weite sichtlich und verschmolz beinahe mit der Landschaft, weil er ja selbst so weiß ist. Anja nutzte seine Ausgelassenheit für eine kleine Rangelei – der Schalk stand dem kleinen Polarfuchs förmlich in die Augen geschrieben.

Unser Weg führte uns weiter fort von der Zivilisation. Der Nebel wurde immer dichter und hatte sich auch noch einmal tiefer in das Tal gesetzt. Wieder säumte das mystische Zwielicht und die einsamen Rufe der Nebelkrähen unseren Weg. Kahle Bäume tauchten schattenhaft aus der weißen Tiefe vor uns auf und verschwanden auch wieder so schnell, wie sie gekommen waren.

Wir erfreuten uns an dieser surrealen Landschaft und Anja stellte fest, dass man auch ohne Sonnenlicht Endorphine tanken konnte, einfach nur durch das Draußensein bei Tageslicht und an der frischen Luft. Wir passierten das Freilichtmuseum, querten die Hauptstraße und bogen dann ab in Richtung Waldgasthof Bad Einsiedel. Wir überlegten, ob wir uns dort noch einen heißen Kakao gönnen sollten, machten das aber abhängig von der Zeit.

Diego bekam jetzt sein Leuchtbändchen um, denn in dem weiß verschneiten Wald und dem dicken Nebel wäre er uns sonst verloren gegangen.

Am Waldgasthof war der Nebel so dick und die Zeit so weit fortgeschritten, dass wir uns entschieden, gleich weiter zu laufen. Es lagen noch gute 5 km vor uns und wir waren schon leicht besorgt, dass wir vor dem Einbruch der Dunkelheit ankommen würden. In dem dichten Nebel wollten wir lieber nicht bei Finsternis umherirren.

Der Weg führte uns weiter durch den traumhaften Winterwald, bis wir auf ein Feld gelangten, an dem es wieder auf die Straße zum Schwartenberg gehen sollte. Da standen wir erst einmal vor einem Zaun, der uns am Weitergehen hinderte. Ein Hoch auf die Technik – die Outdooractive-App mit der Standortkarte half uns auch hier und so gelangten wir unversehrt auf die Straße zum Schwartenberg.

Der Wind pfiff stark und die Umgebung ließ uns vermuten, dass wir irgendwo „Oben“ sein mussten. Der Nebel hatte alles verschlungen und war so dicht, dass ich kurz das Gefühl hatte, in einer weißen Wolke zu stecken. Unsere Nasen liefen im Dauerbetrieb und Anja hatte zum Glück genug Taschentücher für uns eingepackt. Es war eisig kalt. Kleine Nebeltröpfchen sammelten sich auf unserer Kleidung und pieksten unsere roten Gesichter.

Unterwegs lasen wir noch, dass die Schwartenberg-Baude gerade Betriebsruhe hat, so hatte sich das auch dort mit dem Kakao erledigt. Wir philosophierten darüber, ob wir jemals wieder aus dem Nebel kommen würden, so dicht wie er war. Zum Glück gab es die letzten paar Meter zur Baude noch mal einen schönen Anstieg, der uns wieder die Wärme in unsere ausgekühlten Körper trieb. An den nur temporär funktionierenden Gesichtsmuskeln hat das leider nichts geändert.

Rotköpfig, mit eingefrorenen Wangen, nassen Klamotten und hechelnd kamen wir schließlich an der Schwartenberg-Baude an und uns war eines klar: Es konnte nur noch abwärts gehen. 🙂

Die warme Dusche im Hotel lockte uns mit verführerischem Rufen und so nahmen wir die 2,5 km Wanderung zur Ortsmitte Seiffen auf, um dem Ruf schnellstmöglich zu folgen.

Wir landeten an einem riesigen „Kamm“-Hinweisschild und überlegten, ob es sowas wie Nebelwahn gab, denn wir hatten das Gefühl, heute schon überall einmal gewesen zu sein. Alles sah weiß und gleich aus.

Irgendwann sahen wir endlich das Licht – nun aber wirklich. Da es das Ende der Seiffener Weihnacht war, erstrahlte der ganze Ort in all seiner Pracht. Überall brannten Schwibbogen, Weihnachtsbäume und Lichterketten und führten uns mit ihrem bunten Strahlen aus dem mittlerweile dunklen Wald heraus. Die Zeit war fortgeschritten und der Abend war durch den dicken Nebel noch schneller angebrochen, als er das um diese Jahreszeit sowieso schon tat.

Mein mulmiges Gefühl legte sich. Ich sah uns nicht mehr umherirrend durch die Seiffener Peripherie wandern und freute mich einmal mehr auf das warme Hotel.

Wir genossen den Weg durch das Spielzeugdorf Seiffen und fühlten uns zum Abschluss unsere Wanderung noch einmal märchenhaft belohnt, waren wir doch in ein Lichtermeer aus erzgebirgischer Volkskunst und liebevoll geschmückten Häusern getaucht.

Am Hotel angekommen, schlüpften wir beide in unsere Zimmer und gönnten uns eine heiße Dusche. Diego wurde ebenfalls geduscht, war er doch durch den ganzen nassen Matsch unterwegs zu einer zweifarbigen Hunderasse mutiert – Oberstübchen weiß, Unterboden schwarz.

Frisch geduscht und aufgewärmt mit schöner, trockener Kleidung liefen wir aber gleich noch einmal zurück in die Ortsmitte. Das ist ein Fußmarsch von 15 min und der hat sich für uns an diesem Abend richtig gelohnt.

Wir kehrten in die wunderschöne Gaststätte „Zum Holzwurm ein und bekamen dort ein köstliches Belohnungsmahl – lauwarmer Ziegenkäse mit Honig & Thymian gratiniert und marinierte Blattsalate mit Birnenspalten, Walnüssen und Cranberries. Klingt das nicht himmlisch? Ich sag’s Euch, das war es auch. Eine echte Empfehlung, wenn ihr einmal in Seiffen seid.

Das Restaurant wurde liebevoll ausgebaut und sieht einfach urig und wunderschön aus, mit vielen Volkskunstartikeln aus dem Ort und leuchtenden Sternen, die wieder die Erinnerungen an die Märchen aus der Kinderzeit aufkommen ließen.

Gesättigt und seeeehhhhhr zufrieden mit uns ging es zurück ins Hotel. Ein traumhafter Tag ging zu Ende und wir trafen den Entschluss, unbedingt noch einmal bei schönerem Wetter wiederzukommen.

FAZIT: Der Rundwanderweg „Rund um Seiffen und den Schwartenberg“ ist herrlich abwechslungsreich mit vielen lohnenden Zwischenstationen, wie die Seiffener Kirche, die Freilichtbühne oder die Schwartenbergbaude. Die Wege sind größtenteils fernab von der Straße und damit wunderbar zum entspannten Wandern geeignet. Viele Aussichtspunkte bieten allerhand Perspektiven auf Seiffen und seine Umgebung.

Absolut empfehlenswert – vor allem, wenn es gerade mal keinen Nebel gibt. 🙂

Hier ist noch der Link zur Wanderroute bei Outdooractive: https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/erzgebirge/tagestour-kammweg-09-rund-um-seiffen-und-den-schwartenberg-13km/4186783/
Wir sind nicht am Freilichtmuseum, sondern am Hotel „Wettiner Höhe“ gestartet, aber das sollte kein Problem sein, da es ja ein Rundweg ist.

Und nun viel Spaß beim Nachwandern!

Extraschaaaf wird HERZGÄNGER

Extraschaaaf wird HERZGÄNGER

Nichts ist so beständig wie die Veränderung und so ist es auch bei uns beiden. Anja und ich haben unser kleines Unternehmen neben unseren Hauptaufgaben geführt und viel Herz und Zeit hineingesteckt. Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass wir zu wenig Zeit für unsere besonderen Schafwollprodukte haben.

Was uns die letzten Jahre aber immer zusammengeführt und für unsere Produkte inspiriert hat, waren unsere Wanderungen durch unser schönes Erzgebirge oder durch den ein oder anderen wanderbaren Landstrich außerhalb unserer Region. Wir lieben unser Erzgebirge – Anja ist aus Bayern hergezogen und will nie wieder weg. Für mich ist es schon immer die „Haamit“ (Heimat) gewesen und wird es hoffentlich auch bleiben, denn es ist einfach wunderschön hier.

Also haben wir Anfang 2020 den Entschluss gefasst, unsere Ausrichtung und unseren Namen zu ändern. Aus Extraschaaaf wird nun HERZGÄNGER und wir werden Euch in Zukunft über die schönsten Wandernstrecken in unserem Erzgebirge oder auch woanders informieren.

Begleitet uns auf unseren Touren, entdeckt das (H)Erzgebirge durch unsere Augen und vielleicht begleitet ihr uns ja auch mal ein Stück?

Glück auf von Herzen – Anja, Luise und natürlich Diego

Bastei, Elbsandsteingebirge, Sächsische Schweiz – Kurzurlaub im Märchenland

Bastei, Elbsandsteingebirge, Sächsische Schweiz – Kurzurlaub im Märchenland

Welche hohe Empfindungen gießt das in die Seele! Lange steht man, ohne mit sich fertig zu werden (…) schwer reißt man sich von dieser Stelle fort. (Carl Heinrich Nicolai)

Kurzurlaub – viel Ruhe und nicht so weit weg, das war der Wunsch von Anja und mir, als wir nach der stressigen und leider viel zu wenig besinnlichen Weihnachtszeit in das neue Jahr starteten. Das Elbsandsteingebirge war eines der Ziele, denn hier versprach man uns Wellness und grandiose Aussichten und das alles nur 1,5 h von unserer schönen Heimat entfernt. Also starteten wir in ein neues Abenteur – 3 Nächte im Berghotel Bastei, mit Wellnessarrangement, Candlelight-Dinner (OK – warum nicht?), Saunalandschaft mit Panorama und Wandern direkt ab Hoteltür.

Am Hotel angekommen, erwarteten uns erst mal viele Menschen – die Bastei ist ein beliebtes Ausflugziel und wir grübelten schon ein bisschen vor uns hin, ob wir denn wirklich die gesuchte Ruhe würden haben werden, aber pünktlich zum Sonnenaufgang wurde es ganz still auf dem beliebten Aussichtsfelsen. Wir nutzten die Stille und das wunderbare Wetter sofort für erste Erkundungen.

Dann ging es natürlich gleich mal in die Panoramasauna. Leider haben wir da keine Bilder gemacht! 🙂
Aber die Sauna ist wirklich der Hit. Ein riesiges Panoramafenster bietet einen wundervollen Blick in das Elbsandsteingebirge. Da macht das Schwitzen gleich doppelt so viel Spaß. Auch im Ruheraum gab es einen fantastischen Ausblick auf die bizarren Felsformationen.

Wir ließen den Tag bei einem hervorragenden Essen im Hotelrestaurant ausklingen und starteten in eine ruhige Nacht.
Leider konnte ich nicht schlafen – in meinem Kopf spukten zu viele Ideen, Bilder und Erinnerungen herum und so entschied ich mich, nach 2 Stunden unruhigem Schlaf, ausnahmsweise mal ein früher Vogel zu sein und den Sonnenaufgang mitzunehmen. Das ist übrigens ein echter Geheimtipp auf der Bastei – beeindruckende Bilder vom Sonnenaufgang kann man hier besonders gut schießen.
Anja ist sowieso ein Frühaufsteher und so kuschelten wir uns in unsere Westen Leonie und packten noch die Jacke Julia und Alexandra drüber und starteten zum Aussichtspunkt.

Da hier definitiv Bilder mehr sagen, als tausend Worte, zeigen wir Euch natürlich die Ergebnisse dieses zauberhaften und beeindruckenden Morgens:

Ganz allein waren wir nicht – da gab es noch ein paar mehr Fotoverrückte – trotzdem war es wundervoll still und keiner redete, als die Sonne am Horizont aufging und alles in goldenes Licht hüllte.
Anja und ich nutzten die wundervolle Stimmung und liefen das Aussichtsgebiet rund um die Bastei ab. Eisiger Wind wehte uns auf der Basteibrücke um die Ohren. Zum Glück hatten wir unsere Mützen und Kapuzen dabei.

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zur Erkundungswanderung.

Am Basteiparkplatz starteten wir über eine kurze Aussichtsstrecke, bei der wir das Berghotel mal von der anderen Seite betrachten konnten, in die sogenannten „Schwedenlöcher“ – eine klammartige Seitenschlucht, die über mehr als 700 Stufen in den Amselgrund führen. Hier durchquerten wir Felslöcher, stiegen über gefrorene Holzbrücken und liefen durch beeindruckende Schluchtenlandschaften.

Der Amselgrund erinnerte uns stark an unsere Tour durch das Fichtelgebirge und den dortigen Kaiserweg. Man läuft sachte neben dem ruhigen Gewässer, umgeben von der beeindrucken Landschaft der Sächsischen Schweiz.

Verlässt man den Amselgrund, kommt man am Eingang der berühmten Felsenbühne Rathen vorbei und landet schließlich in dem lauschigen Kurort Rathen.
Hier gab es für uns „von Omi gebackenen“ Kuchen, köstlichen gefüllten Hefekloß und dazu einen wohlverdienten Kaffee im „Sonnigen Eck“.
Solltet Ihr mal hier vorbeikommen, können wir Euch eine Besichtigung der Toiletten empfehlen – die sind wirklich einmalig! 🙂

Von Rathen aus ging es dann schließlich wieder durch den Wald und die Felsen bergauf Richtung Hotel. Vorher überquerten wir aber erst noch die Felsenburg Neurathen. Sie ist die größte mittelalterliche Felsenburg der Sächsischen Schweiz und wirklich sehr beeindruckend. Um die Uhrzeit und bei dem Königswetter, das wir mitgebracht hatten, haben das natürlich auch viele andere Menschen gedacht.
Nichtsdestotrotz gelangen uns auch hier tolle Aufnahmen.

Auf dem Heimweg gab es dann endlich auch ein Highlight für Diego. Wir trafen einen anderen Coton de Tuléar (Das ist Diegos Hunderasse) und quatschten ein bisschen mit dessen Frauchen. Bill, so hieß der andere Hund, musste dann erst mal mit Diego diskutieren, wer jetzt der besser Vierbeiner ist.

Anja und ich gönnten uns zum Ausklang des Tages noch eine Runde Panoramasauna und unser „Basteiglühen“ – einen Winterpunsch in der Hotelbar. Schmunzeln mussten wir hier schon ein bisschen, entdeckten wir auch hier das berühmte Lautergold aus der „Haamit“ auf der Getränkekarte. Nach einem 3-Gänge-Menü und ausgiebiger Fotosichtung rief das Bettchen und diesmal konnte ich auch endlich schlafen.

Für den nächsten Tag hatten wir uns die Festung Königstein vorgenommen. Nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück starteten wir die ca. 45minütige Fahrt – von der Bastei muss man nämlich die Elbseite wechseln und die nächsten Brücken sind in beide Richtungen ein Stück entfernt. Das störte uns aber überhaupt nicht, schließlich bot die Landschaft genug Abwechslung

Nach der Ankunft gingen wir erst einmal auf dem sog. Patrouillenweg rund um die Festung und bestaunten Landschaft und Wehranlage. Danach stiegen wir auf und erforschten die beeindruckende Festungsanlage. Auch hier haben wir wieder ein paar Fotos geschossen.

Zum Abschluss gab es sehr leckeren Kuchen in der Feinbäckerei Sachse, unterhalb der Festung.

Danach mussten wir uns aber beeilen – unser Wellness stand auf dem Plan.
Wir genossen eine ölige Rückenmassage, eine entspannende Fangopackung und zum Abschluss noch ein Bad in der Zederholzwanne des Hotels. Nein, da haben wir auch keine Fotos gemacht! 🙂

Den Tag ließen wir beim 4-Gänge-Candlelight-Dinner ausklingen. Das war ein wahrer Hochgenuss und definitiv zu viel! Wir schleppten uns jeder auf sein Zimmer und freuten uns, dass das Bett uns rief.

Leider vergehen solche tollen Kurzurlaube immer viel zu schnell und so hieß es für uns am nächsten Tag „Ab nach Hause“. Vorher statteten wir dem Märchenfach in Dresden noch einen kurzen Besuch ab. Tina bietet dort unsere extra schaaafen Produkte mit an und wir lieben diesen Laden, mit all seinen Unikaten und selbstgemachten Schätzen. Schaut doch mal bei Ihr vorbei!

Wir freuen uns jetzt schon auf unsere nächsten Abenteuer. Die Bastei, das Berghotel und alle die vielen wundervollen Eindrücke werden wir auf jeden Fall einmal wiederbesuchen.