Autor: Luise Egermann

Herzgänger, das sind Anja & Luise mit Hund Diego - 2 Erzgebirgerinnen mit Herz für die Region. Hier erfahrt Ihr Wissenswertes rund um unser schönes Erzgebirge mit seinen wunderbar wanderbaren Touren.
Rund um den Bärenstein und zur Talsperre Cranzahl – eine Winterwanderung in Bildern

Rund um den Bärenstein und zur Talsperre Cranzahl – eine Winterwanderung in Bildern

Im Winter wandert es sich ja bekanntlich genau so herrlich wie im Sommer, allerdings dauert alles länger – das Anziehen (Zwiebelprinzip ist angesagt!), das Strecken-Raussuchen (zu matschig, nicht geräumt, zu weit weg, zu lang) und das Wandern, denn die Füße müssen sich beschwerlich durch den erzgebirgischen Schnee arbeiten und können nicht wie im Sommer über die duftigen Waldwege dahinschweben.

Das hält uns aber nicht davon ab, trotzdem auf Tour zu gehen. Unterwegs war diesmal Luise mit ihren beiden Dresdner Freunden Mandy und Tobias – ohne Hund (Ja, wir wissen, dass alle Beiträge mit Hund tausendmal schöner und besser sind.), ohne Anja (Die musste leider arbeiten.), aber dafür mit zwei Kameras. Deswegen gibt es heute keine ausführliche Beschreibung, sondern eine Wanderung in Bildern.

Die Strecke zum Nachwandern gibt’s hier:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/erzgebirge/um-den-baerenstein-zur-talsperre-cranzahl-16007-/108319974/

Wald- und Wiesen-Abenteuer Waschleithe

Wald- und Wiesen-Abenteuer Waschleithe

Hier geht‘s zur Tour: https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/erzgebirge/wald-wiesen-abenteuer-waschleithe/227731112/#dmdtab=oax-tab2

Der Herbst kommt über das Land und Anja und ich hatten das große Bedürfnis, die gestrigen, sonnigen Stunden ausgiebig zu nutzen. Unsere Wandertour-Vorgaben waren klar: hundefreundlich, einsam, durch Wald und über Wiesen, maximal 10 km und bloß nicht zu weit weg, um anzufangen.

Schon lange reizte uns die Gegend um den Schatzenstein und den alten Bahndamm von Zwönitz nach Scheibenberg, sahen wir doch immer wieder auf der Straße die alten Brückenfeiler der Bahn zwischen Grünhain und Elterlein.
Also schnappten wir uns kurzerhand die digitale Karte bei Outdooractive und planten unsere eigene kleine Rund-Tour. Wir hatten keine Ahnung, ob sie auch begehbar ist, waren doch einige Wege als gestrichelte Versuchspfade markiert.

Karte: https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/erzgebirge/wald-wiesen-abenteuer-waschleithe/227731112/#dm=1&dmdtab=oax-tab2

Die Tour begann zwischen Grünhain und Elterlein, oberhalb des Oswaldbachs auf der Grünhainer Straße. Wir folgten dem alten Bahndamm, vorbei an alten Bahnpfeilern, felsigen Abhängen durch einen herbstlich-sonnigen Erzgebirgswald.

Wir überquerten große Lichtungen und Wiesen, die einen traumhaften Blick auf den Scheibenberg, das Oberbecken Markersbach und sogar den Fichtelberg boten.

Entlang der Rückseite des Waschleither Natur- und Wildparks wanderten wir in die Ortsmitte zum Hotel Osterlamm und überquerten dort die Straße, um erneut in den erzgebirgischen Wald einzutauchen.

Hier zeigte uns der Pförtelsteig, warum er seinen Namen trug. Wir nahmen schnaufend die 200 Höhenmeter und freuten uns, bald den Röhrenweg erreicht zu haben. Diesem folgten wir bis zu einem Punkt, den wir auf unserer digitalen Karte ausersehen hatten.

Hier wurde es nun recht abenteuerlich, verjüngte sich der Waldweg doch zu einem schmalen Pfad, dem sich einige steile Abstiege, die Kreuzung der Oswaldtalstraße und die Querung einer kleinen, versteckten, schmalen Brücke über den Oswaldbach anschlossen.

Doch damit nicht genug, unser auserdachter Weg führte uns einen steilen Pfad hinauf, an den ehemaligen Brückenpfeilern vorbei, zurück auf den alten Bahndamm. Das war eine rutschige Angelegenheit, hatte es doch gestern die ganze Zeit geregnet.

Wir sind wohlbehalten wieder angekommen und unser Fazit zur Tour: eindeutig empfehlenswert für alle, die Lust auf Abgeschiedenheit, erzgebirgische Naturidylle, traumhafte Ausblicke und Abenteuerlust haben.

Unser Tipp: Wem der letzte Streckenabschnitt zu anspruchsvoll ist, der kann den Röhrenweg bis zur Oswaldtalstraße gehen und dann der Straße zurück zum Ausgangspunkt folgen.

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 5 – Von Schönmünzach zurück nach Baiersbronn

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 5 – Von Schönmünzach zurück nach Baiersbronn

40 Shades of Green

So und nicht anders beschreibt sich unsere letzte Etappe. Denn wir alle wissen, dass das berühmte Lied von Johnny Cash, genau das ist, woran ihr auch gerade gedacht habt …

Aber Spaß beiseite: wir starteten heute bei schönstem Sonnenschein in Schönmünzach. Natürlich ging es erst mal mit dem besagten Aufstieg los. Es war steil, es war heiß, es war feucht, aber es war okay. Heute hatten wir gut vorgesorgt, mit Kopfbedeckung und Sonnencreme.

Der Ort lag malerisch hinter uns und sagte uns auch wieder sehen. Vor uns erstreckte sich wieder der wunderschöne Schwarzwald.
Gleich nach dem ersten Stück anstrengenden Aufstieg erwartete uns eine herrliche Wiese, auf der wir einfach eine kurze Rast machen mussten, bot sie doch eine hölzerne Liegefläche und einen herrlichen Ausblick. Außerdem hatten wir heute mit Zecken zu kämpfen. Vor allem Diego, der musste regelmäßig untersucht und davon befreit werden.

Weiter ging es bergauf, zum Glück immer durch den schattenspendenden Schwarzwald. Das Sonnenlicht brach sich herrlich durch die grünen Blätter, immer wieder faszinierten uns die verschiedenen Grüntöne. Da heute Samstag war, meinten wohl alle Schwarzwald-Bewohner, sie müssten heute mähen. Von überall her waren die Rasenmäher zu hören, leise zwar, aber deutlich. Und je näher wir einer Siedlung kamen umso heftiger wurde das Schniefen und Schnäuzen von Luise. Der Heuschnupfen hatte heute ganz schön zugeschlagen. Das war aber nichts, was ein Päckchen Taschentücher und ein paar Tabletten nicht regeln konnten.

Auch sonst war heute ganz schön viel los. Wir trafen viele Wanderer, manche begleiten uns fast das ganze Stück bis nach Baiersbronn. Je nach Pause trafen wir uns öfters wieder. Das ist halt so am Wochenende.

Nachdem sich der Wald gelichtet hatte, ging es voller Ausblicke weiter auf einer Forststraße. Noch immer ging es bergauf, aber es war nicht mehr so steil und der Weg war mit Erdbeeren übersäht. Genau das richtige für uns Genusswanderer.

Schließlich erreichten wir unser erstes zwischen Ziel, den Huzenbacher See. Er liegt traumhaft in einem Talkessel, obwohl wir die ganze Zeit bergauf gegangen sind. Die Seerosen sind gerade in der Blüte gewesen, also lohnt es sich eine lange Verschnaufpause doppelt. Es war Zeit für ein paar Bilder.

Aber auch die schönste Pause geht einmal vorbei, und unser Blick blieb sowieso am Berg gegenüber des Sees hängen. Wir wussten, dass wir den heute noch besteigen mussten. Und so sattelten wir unsere Rucksäcke und gingen ein Stück am See entlang, bis er schließlich in einen kleinen Trampelpfad mündete, der abenteuerlich zum Gipfel führte. Im Reiseführer stand, dass bei viel Wasser und Regen der Pfad zum Bachlauf wird. Zum Glück war es nicht ganz so schlimm, denn unser Ziel – trockene Füße – wollten wir heute nicht aus den Augen verlieren. Positiv daran war allerdings, dass wir unsere Wasserflaschen auffüllen konnten. Bei dem ganzen Bergaufgelaufe wird man nämlich ganz schön durstig.

Außerdem säumten Blaubeer-Sträucher unseren Weg, und die waren so hoch, dass wir einfach im Vorbeigehen die blauen Früchte abzupfen konnten. Heute waren sogar welche reif und süß.

Oben angekommen erwartete uns eine wunderschöne Hochebene, beim Blick auf die Seite erwartete uns ein lustiger Kollege, der sich später als Schmetterling entpuppte.

Hier kamen wir auch endlich zum Ausblick auf den See. Es war Zeit für eine erneute Rast, ein paar schöne Fotos, und einen weiteren Schluck aus der geliebten Wasserflasche.

Der Weg führte weiter durch ein wunderschönes Hochmoor, und dann zum Wohl schönsten Stück Bergab, was wir auf der ganzen Tour gelaufen sind. Moose, Farne, Bäume, Büsche, Blumen, Gräser, alles, was die Natur in Grün zu bieten hatte, war hier zu finden. Wir genossen den Abstieg, wurden leider manchmal von sehr lauten und gesprächigen Wanderern unterbrochen, aber wir ließen sie einfach vorbei und tauchten dann wieder in die faszinierende und wunderschöne Klangwelt des Schwarzwalds, voller Vogelgesang, Blätterrascheln, Bachrauschen und sanftem Wind.

Wir folgten über 500 Höhenmeter dem Tonbach, einem malerischen Bachlauf. Hier wurden auch wissenswerte Tafeln über den Schwarzwald und seine Besiedlung aufgestellt. Da die Kilometer und die Zeit schon fortgeschritten waren, machten sich unsere Beine so langsam bemerkbar. Den Vortag hatten sie sich auch irgendwie noch gemerkt. So waren wir froh, als wir schließlich im Ort Tonbach ankamen und dort eine lauschige Liegewiese vorfanden. 20 Minuten Pause mussten einfach sein. Außerdem wollten wir noch nicht so recht wieder in die Zivilisation, denn der Wald mit seiner faszinierenden und beruhigenden Stille hatte uns so ganz gefangen genommen.

Aber alles hat ein Ende, das wissen wir ja, und so ging es schließlich rund um den Rinkenberg unserem letzten Ziel – Baiersbronn – dem Ausgangspunkt der Wandertour entgegen.
Noch einmal zeigte sich der Wanderhimmel Baiersbronn von seiner schönsten Seite, schenkte uns ein Panorama nach dem nächsten. Die Blaubeeren wurden noch dunkler und saftiger, aber der Wunsch nach dem Beine-Hochlegen wurde auch immer lauter.

Der letzte Abstieg ins Tal machte uns alle ein bisschen wehmütig. Außerdem war das der letzte Rest, den unsere Beine noch gebraucht hatten, denn der Weg war asphaltiert und nicht mehr so schön federnd wie der geliebte Schwarzwald-Waldboden. Wir eilten zum Auto, stöhnten erleichtert auf, als wir auf den Sitzen angekommen waren, und freuten uns auf eine erfrischende Dusche und ein leckeres Abschluss-Abendessen im Hotel Falken.

Wir sind heute 25 km gewandert, davon 630 Hm bergauf gestiegen und 557 Hm bergab gelaufen.

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 4 – vom Mummelsee nach Schönmünzach

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 4 – vom Mummelsee nach Schönmünzach

🎶 Oh happy day 🎶 Ein schöner Tag 🎶 Don‘t worry, be happy 🎶 What a beautiful day 🎶 (Ihr könnt das einfach fortsetzen … 😁)🎶

Endlich – endlich scheint die Sonne hier im Schwarzwald! Wir hatten eine wunderbare ruhige Nacht im Berg Hotel Mummelsee, überhaupt war hier alles einfach wunderbar. Wir wollten gar nicht mehr so richtig los. Das Frühstück war grandios, die letzte Runde um den See auch. Aber wir mussten weiter, heute ging es Richtung Schönmünzach.

Die Sonne lachte uns ins Gesicht, ein paar Wolkenberge schoben sich noch vorbei, aber die konnten uns mal. Es ging los mit einem ordentlichen Anstieg auf die Hornisgrinde. Der Steig war steil, aber wir waren einfach nur ausgelassen und glücklich, denn das Wetter war einfach phänomenal und die Sicht begeisterte uns.

Oben angekommen genossen wir den Ausblick, und drehten dann die Runde auf dem Rundweg Hornisgrinde durch das beeindruckende Hochmoor. So richtig Lust zum Absteigen hatten wir nicht, denn was man hinunter geht, muss man auch wieder hinauf gehen, aber der Weg verlief nun mal so und bis jetzt wurden wir ja nicht enttäuscht.

Heute ging es viele Kilometer durch die Kernzone des Nationalparks Schwarzwald und den Bannwald. 3 km wanderten wir auf dem Höhenweg entlang, aber der war so zugewachsen, dass man nicht viel vom Ausblick hatte. Brauchten wir auch nicht, der Wald war schön genug. Natürlich waren der ein oder andere Pfad immer noch feucht oder sogar von Pfützen bedeckt, aber unsere Füße sind größtenteils trocken geblieben. Eine neue Erfahrung in diesem Urlaub!

Nach ausgiebigen Pausen an wunderschönen Aussichtspunkten, ging es weiter über Stock und Stein, viel bergauf und bergab, bis wir schließlich am Schurmseeblick ankamen. Dort folgte ein steiler Abstieg bis hinunter zum See, an dem wir noch einmal innehielten und den sommerlichen Tag genossen.

Von hier waren es nur noch wenige Kilometer bis Schönmünzach.
Dass wir heute viel länger gewandert sind, haben wir deutlich gespürt. Die Beine sind jetzt etwas schwerer, die Haut etwas röter, denn wir haben natürlich die Sonne unterschätzt. Glücklich und kaputt sind wir im FlairHotel Sonnenhof angekommen. Leider kann es so gar nicht mit dem Berghotel Mummelsee mithalten, aber wir wurden eben gestern total verwöhnt.
Morgen steht die letzte Etappe an – das Beste kommt zum Schluss. 😂

Unsere Strecke heute: 25 km mit 405 m Aufstieg und 1050 m Abstieg.

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 3 – vom Schliffkopf zum Mummelsee

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 3 – vom Schliffkopf zum Mummelsee

Von Wolkenbergen, Märchenwäldern und Mummelkönigen

Dass wir auch heute nicht von nassen Füßen verschont bleiben würden, wurde uns schon beim morgendlichen Blick aus dem Fenster klar. Der Schliffkopf hatte sich immer noch nicht freigenebelt. Und so blieb auch der Blick vom Balkon aussichtslos.

Wir zögerten das Frühstück so lange wie möglich hinaus. Das war auch keine Kunst, denn es war wirklich lecker im Hotel Schliffkopf. Aber irgendwann mussten wir raus und los und da war immer noch der Nebel präsent. Also packten wir uns wieder ein und stiefelten etwas mutlos den Schliffkopf-Rundweg entlang.

Auch heute hatten wir große Hoffnung, dass es besser werden würde. Schließlich hatten der Wetterbericht und das Regenradar uns Positives vorhergesagt. Am „Hübschen Platz“ entschieden wir uns, die etwas längere Route zu nehmen, sie sollte ja besonders schön und wild durch den Schwarzwald führen.

Der Weg führte uns zum Kaisersteigle, einem wild-romantischen Waldpfad, der uns komplett den Atem verschlug. Der Nebel stieg wie im Märchen geheimnisvoll den Hang hinauf, hüllte uns ein, zog vorbei, und machte den Blick auf einen atemberaubenden Schwarzwald frei. Dann kam wieder der Regen, durchtränkte uns, zog vorbei, wieder Panorama. Dazwischen knallrote Wald-Erdbeeren, grüne und teilweise schon blaue Blaubeeren, regengetränkte Blaubeer-Sträucher, die uns diesmal auch bis zu den Oberschenkeln einweichten.

Es war ein Auf und Ab zwischen traurig sein, fasziniert sein, glücklich sein, frustriert sein. Dazwischen gab es Passagen, in denen man meinte, endlich wieder getrocknet zu sein. Im nächsten Moment wurde man eines Besseren belehrt, streifte man doch einen nassen Strauch, trat in eine Pfütze, oder bekam das Wasser von den Blättern der Bäume von oben ab. Aber immer wieder wurde man vom Schwarzwald entschädigt, mit einem Blick auf grüne Wälder, saftige Sträucher und Büsche, knallrote Erdbeeren und manch andere faszinierende Farbe im Wald.

Schließlich kamen wir zu dem Weg-Abschnitt, der heute in der Karte als nicht mehr begehbar gekennzeichnet wurde. Das haben wir erst gesehen, als wir am Hotel ankamen. Gemerkt haben wir es aber schon, denn es war nicht nur nass und eng, sondern ab und zu gab es ein paar Passagen, bei denen man wirklich gut hinschauen musste, wo man seinen Fuß hin setzte. Für uns war es ein Abenteuer und einfach nur wunderbar – wie im Märchenwald.

In Ruhestein angekommen erwartete uns ein Aufstieg, der es in sich hatte. So langsam wollten wir uns auch über unsere Lunchpakete hermachen. Leider gab es hier keine Hütte und die Wolkenberge verfolgten uns noch immer, verschlangen uns, und verschwanden dann wie von Geisterhand. Ganz oben haben wir schließlich eine Bank gefunden, die nicht auf der Wetterseite des Berges war. Diego haben wir zwischen uns gesetzt, damit er sich ein bisschen aufwärmen kann. Es ist eben nicht dasselbe, eine Pause im feuchten Nebel machen zu müssen, anstatt in der strahlenden Sonne des 1. Julis.

Vom Ruhestein ging es durch den Nationalpark über wunderbar angelegte Wanderwege. Auch hier wurden wir immer wieder vom Nebel eingehüllt, dann kamen wieder kurze Sequenzen freie Sicht. Den Atem hat es uns dann aber am Aussichtspunkt Orkan-Lothar geraubt. Als wollte sich der Schwarzwald mit uns versöhnen, riss plötzlich die dicke Nebeldecke auf. Der Blick auf das Tal vor uns wurde frei, wurde weiter, noch weiter … und schließlich sahen wir sie – die überall angepriesenen Schweizer Alpen. Es war wie ein Märchen, atemberaubend, irgendwie unreal, einfach wunderschön. Auch wenn wir vollkommen durchnässt waren, mussten wir einfach für einen Moment am Aussichtspunkt halt machen und das Natur-Schauspiel genießen. Es sollte nur wenige Momente dauern, bis der Nebel wieder die Sicht verschlossen hatte, aber es war einfach nur wundervoll.

Nun folgten immer wieder kurze Passagen, in denen wir einen Blick auf das Tal erhaschen konnten. Der Weg wurde irgendwie leichter, das Hotel rückte näher, die nassen Klamotten störten ein bisschen weniger und der Tag wurde irgendwie besonders.

Circa 2 km vor dem Hotel verliefen wir uns noch mal ein Stück, aber das war nicht ganz so schlimm. Nach einem Aufstieg von 200 Höhenmetern erreichten wir zuerst eine kleine Kirche, deren kunstvoller Bau uns sehr beeindruckte. Und gleich danach kam das Hotel. Endlich!

Wir sind heute im Berghotel Mummelsee. Hier soll es den sagenumwobenen Mummelkönig geben, den wir vielleicht heute nach dem Abendessen noch einmal zu Gesicht bekommen. Ansonsten muss Ben als König herhalten. Mummelig ist es hier auf jeden Fall. Wir können das Hotel nur empfehlen – es ist einfach nur wunderschön. Unser Blick geht direkt hinaus auf den Mummelsee. Für uns ist es bis jetzt die allerschönste Unterkunft dieses Schwarzwaldtrips.

Für uns war die dritte Etappe bis jetzt die schönste, die aufregendste, die emotionalste, die empfehlenswerteste. Ab morgen soll dann auch endlich das Wetter besser werden, aber das haben wir schon gesehen, schließlich hat der Himmel heute aufgerissen und die Wolkenberge sind davon gezogen. Was für ein erfüllter und wunderschöner Wandertag!

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 2 – von Mitteltal zum Schliffkopf

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 2 – von Mitteltal zum Schliffkopf

Regen, Nebel, schwarze Füße

Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber auch sie ist heute Morgen wieder mal kläglich verreckt. Beim Blick aus dem Zimmer Fenster erwartete uns Regen, Nebel und trübes Wetter. Wir hofften, dass es nach dem Frühstück noch etwas besser werden würde, aber auch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Zum Glück gab es gleich in der Nähe ein Sportgeschäft, was uns zumindest mit neuen Regencapes versorgte.

Ein bisschen wie die Vier von der Müllabfuhr, sogar der Diego musste einen Umhang tragen. Nachdem er gestern so schrecklich gefroren hat, war es die beste Alternative, und der störte ihn zum Glück überhaupt nicht.

Frohen Mutes nahmen wir den Seensteig ab Wildgehege Mitteltal wieder auf. Die Hirsche im Wildgehege nahmen vor uns reißaus, also ging es zügig weiter bergauf. Da es sowieso aus Eimern goss, hatten wir gar keine Lust, irgendwo zu verweilen.

Das soll jetzt natürlich nicht so klingen, als wäre es uns schlecht ergangen. Auch heute zog uns die faszinierende Natur in ihren Bann. Das saftige Grün des Waldes wurde durch den Regen nur noch mehr verstärkt, geheimnisvolle Nebel stiegen auf, nahmen uns gefangen und zogen weiter bergauf.

Wir hätten gern an der ein oder anderen Stelle verweilt, aber wenn man so schnell nass von oben und unten wird, sieht man eher zu, dass man noch einen Schritt zulegt.

Zweimal kreuzten wir die B5000, die Schwarzwald-Hochstraße, immer unser Ziel vor Augen – die Zuflucht, ein Sporthotel, was hoffentlich auch einen heißen Kaffee in einer Gaststätte für uns bereithalten würde.

Die Nebel wurden mit jedem Schritt dichter, die Pfützen tiefer, die Füße nasser, die Launen schlechter. Diegos Provisorium hielt auch nicht mehr das, was es versprochen hatte. Er zitterte mittlerweile am ganzen Leib. Uns ging es nicht anders. Der Wind pfiff auf der Hochstraße, uns wurde bitterkalt.

Die Zuflucht wurde für uns eine wahre Zuflucht, es gab heißen Kaffee und sehr leckere Germknödel. Gegenüber entdeckten wir auch die Haltestelle für den Bus, der uns bis zu unserem Hotel am Schliffkopf bringen würde. 12 km hatten wir heute schon hinter uns, 7 weitere sollten es bis zum Hotel sein. Nennt uns Weicheier, aber das wollten wir uns jetzt wirklich nicht mehr antun. Diego war mittlerweile so durchgefroren, dass er am ganzen Leib zitterte. Der wurde kurzerhand in Bens Bauchtasche gesteckt.

Das Hotel Schliffkopf ist wunderschön, liegt auf 1025 m Höhe und bietet bei gutem Wetter sicher einen atemberaubenden Blick über den Schwarzwald. Vielleicht haben wir morgen das Glück, diesen auch genießen zu dürfen. Bis dahin genießen wir die Annehmlichkeiten des Hotels. Eine heiße Dusche, eine noch heißere Sauna, leckeres Essen, Entspannung pur – ein traumhaftes Hotel in traumhafter Lage.

Nur einen Wermutstropfen gibt es noch: Wie kriegt man wohl die Farbe von den Füßen, die sich durch das lange Laufen in nassen Schuhen von den Socken abgelöst hat? 😂

Das ist NACH dem Duschen!
Schwarzwald-Seensteig: Etappe 1 – Von Baiersbronn nach Mitteltal

Schwarzwald-Seensteig: Etappe 1 – Von Baiersbronn nach Mitteltal

Zeit für ein neues Abenteuer. Dieses Mal hat es uns in den Schwarzwald verschlagen. Und dieses Mal sind wir auch nicht zu dritt, sondern zu viert. Luises Mann Benjamin macht das Quartett voll.

Nach den ernüchternden Erfahrungen im Harz, waren wir gespannt, wie sich uns der Schwarzwald präsentieren würde. Als wir von der Autobahn abfuhren, erwartete uns ein großes Donnerwetter. Es goss in Strömen und wir schafften es gerade so ins Hotel, ohne nass zu werden. Unsere erste Unterkunft war das Gasthaus Falken in Baiersbronn, ein sehr gepflegtes, sauberes und gemütliches kleines Gasthaus mit drei Sternen. Unser Abendbrot nahmen wir im Schaukelpferd ein, eine Wein und Bierstube mit einer kulinarisch vielfältigen Karte. Sehr zu empfehlen.

Am nächsten Morgen starten wir in Richtung Mitteltal. Die Sonne hatte sich wieder heraus getraut, der Regen war verschwunden und wir bekamen einen eindrucksvollen Blick auf die schwarzen Wälder des Schwarzwaldes, nebelumrankt, regengetränkt, funkelnd und glitzernd im Sonnenlicht.

Unsere Route verläuft entlang des Seensteigs. Dieser ist hervorragend ausgeschildert. Auch der Wanderweg ist einfach nur ein Vergnügen, entweder geht es durch Wälder auf samtweichem Waldboden oder aber auf wunderbar gepflegten Wegen. Überall stehen kleine Bänke oder es gibt liebevoll angelegte Ausruhplätze, an denen man die Füße hochlegen und seine Brotzeit genießen kann. Weite Blumenwiesen erfreuen das Auge.

Aus dem beliebten Baiersbronn führte uns der Seensteig entlang des Sankenbachs in Richtung des Sankenbachsees. Da bot sich uns ein eindrucksvoller Anblick. Das Wasser lag noch still, es spiegelte den dunklen Wald und lud zum Verweilen ein. Das taten wir auch. Ein paar Mitwanderer trauten sich sogar in das kühle Nass.

Weiter ging es zum alpinen Aufstieg entlang des Sankenbachwasserfall. Mit genug Trittsicherheit war das aber kein Problem. Auch hier zeigte sich uns der Schwarzwälder Wald in all seiner grünen Pracht. Jede Kurve zeigte neue Naturschönheiten, jeder Anstieg wurde mit weiteren Ausblicken belohnt.

Oben angekommen ging es sanft in Richtung Elbachseeblick, einer wagemutig gebauten Plattform über dem Schwarzwald, von der man weit ins Land hinein schauen kann. Hier zogen leider die ersten schwarzen Wolken auf. Deshalb gestaltete sich unsere Rast hier eher kurz, bis die ersten Donnerschläge uns zum Aufbruch ermahnten.

Wir stiegen in einem zügigen Tempo hinab zum Elbachsee, bis zur Elbachseehütte. Hier suchten wir Unterschlupf vor dem Wetter, denn das Gewitter hatte uns eingeholt und donnerte über uns in unsagbarer Lautstärke. Ein Sturm war aufgezogen, die Bäume wogen sich bedrohlich, und der Regen peitschte an uns vorbei. Das erste Mal auf einer Wanderung brauchten wir eine Schutzhütte, und wir waren froh, dass wir rechtzeitig an der Elbachseehütte angekommen waren.

Nach einer halben Stunde trauten wir uns wieder hinaus. Anja und Luise zogen ihre Regencapes über. Ben vertraute auf den Regenschirm. Die restlichen 5 km ließen uns aber leider nicht trocken. Wir stiegen zügig hinab bis nach Mitteltal, vorbei an der beeindruckenden Elbachtanne, die wir nur eines kurzen Blick würdigten und weiter in Richtung trockene Unterkunft wanderten.

Unser Ziel war das Hotel Ödenhof. Völlig durchweicht, aber glücklich, kommen wir hier an. Es gab schließlich nichts, was eine heiße Dusche und ein Aufenthalt in der Saunalandschaft nicht wieder hinbiegen würde.

Fazit der 1. Etappe im Schwarzwald: traumhafte Landschaft, freundliche Menschen, ausgezeichnetes Wegenetz, wunderbare Einkehrmöglichkeiten – eindeutig zu empfehlen.

Harzer Hexenstieg – letzter Tag

Harzer Hexenstieg – letzter Tag

Hätti dadi wari – auf der Suche nach dem Konjunktiv

Warum so eine merkwürdige Überschrift? Ganz einfach: Hätti, dadi, wari ist ein bayrisches Sprichwort (Hätte ich, Täte ich, Wäre ich), was Anja gern mal über die Lippen geht und was genau unsere Situation im Harz beschreibt:

Hätte es kein Corona und damit kein Beherbergungsverbot gegeben, wäre das Wetter schöner und die Wanderwege trockener gewesen und hätte Anja nicht eine Mordserkältung ausgebrütet, wäre unsere Tour auf dem Harzer Hexenstieg sicher sehr schön geworden.

So war es für uns sehr anstrengend, unsere Lust am Wandern ohne Gepäck nicht zu verlieren, im dichten Nebel und mit nassen Füßen immer noch positiv zu denken und uns abends auf den nächsten Wegabschnitt zu freuen. Es war sicher nicht unsere schönste Wandertour, aber vielleicht eine der Touren, in denen wir am meisten Erfahrungen sammeln konnten und ein bisschen stolz auf uns sein können, „trotzdem“ durchgehalten zu haben.

Wir haben 77 km in 5 Tagen zurückgelegt (mit unseren kleinen Touren vor und nach dem Hexenstieg), den Harz bei viel Regen und wenig Sonnenschein kennengelernt und können ein Häkchen an den Brocken setzen. Wir kommen in 10 Jahren wieder, wenn es uns denn noch gibt, und schauen, was aus dem „Urwald“-Projekt geworden ist. Jetzt sind wir erst mal froh, wieder in der Heimat zu sein.

Übrigens, am letzten Tag haben wir eine kleine Rundwanderung von ca. 9 km zwischen Pöhlde und der Ruhmequelle unternommen (https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/harz/zwischen-poehlde-und-rhumequelle/29849253/). Danach haben wir uns noch in Bad Lauterberg im Café Mangold mit leckerem Kuchen und viel Schokolade belohnt, bevor es wieder heimging.

Da gibt es jetzt noch ein paar Bilder für Euch.

Harzer Hexenstieg: Tag 4 – Torfhaus über Brocken nach Drei-Annen-Hohne

Harzer Hexenstieg: Tag 4 – Torfhaus über Brocken nach Drei-Annen-Hohne

22 km in ca. 6 Stunden.

Tropf, tropf, tropf – das stetige Geräusch weckte uns heute Morgen im Hotel in Braunlage. Wir werden wohl keine großen Fans dieser Ortschaft werden – das Hotel liegt direkt an der Hauptstraße, die Häuser bräuchten alle mal eine Generalüberholung und als wir schließlich an der Bushaltestelle in Braunlage auf den Bus warteten, der uns wieder hoch nach Torfhaus bringen sollte, tat der Regen sein Übriges, um uns keine Lust mehr auf Braunlage zu machen.

Um nicht alles schlecht zu reden – das Frühstück im Hotel war lecker und auch unser Lunchpaket hochwertig und reichhaltig.

Im Bus ging es dieses Mal zum Glück ruhiger zu. Noch einmal sahen wir die kilometerweiten toten Waldlandschaften und kämpften mit unseren Gefühlen. Die Stimmung war ein bisschen auf dem Boden, da wir uns auf eine weitere matschige und regennasse Wanderung einstellten und uns einfach die Lust verging.

In Torfhaus fanden wir schnell den Einstieg und hatten auch gleich unser nächstes Ziel vor Augen – 8 km sollten es bis auf den Brocken sein. Und los!

Unser Weg führte uns Wald-Wandel-Weg vorbei zum Luchsdenkmal. Im Jahr 2000 konnten erfolgreich Luchse im Harz angesiedelt werden. Also war es höchste Zeit für einen kleinen Hexenschnappschuss.

Ab hier ging es sehr lang auf einem breiten Wanderweg in Richtung Brocken. Hier schöpften wir dann auch ein bisschen Hoffnung, weil wir auf den Infotafeln lesen konnten, dass man der Natur ihren Lauf lässt und man davon ausgeht, dass durch das Totholz neues Leben enstehen kann, sich ein Strukturwandel im Wald vollzieht und der damit wachsende „Urwald“ besser für die ganze Vegetation ist. Das bestätigte auch unsere Vermutung vom Vortag, denn wir hatten ja bereits kleine Laubbäume zwischen den abgestorbenen Nadelbäumen entdecken können.

Je näher wir dem Brocken kamen, umso mehr Menschen kreuzten unseren Weg. Wir haben ja prinzipiell nichts gegen andere Wanderer, aber hier ging es einfach zu wie auf der Autobahn. Wir lieben die Ruhe der Natur und das Entdecken jeder wundervollen Ecke und zwar Schritt für Schritt.

Deshalb haben wir uns beeilt, nach oben zu kommen, um ein kleines Erledigt-Häkchen an den Brocken machen zu können. Wie schön, dass unsere Bemühungen mit einem wundervollen Regenbogen belohnt wurden.

Der Brocken erinnerte uns an den Fichtelber – stürmisches Wetter, ein fantastischer Ausblick und ein Touristenmagnet. Deshalb posierten wir schnell für unser Hexenfoto und düsten im Sauseschritt wieder bergab.

Zu unserem Bedauern ging es über 5 km auf einer Asphaltstraße bergab. Wir hatten Hunger und brauchten dringend eine Pause, aber so mitten auf der Straße. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Zum Glück gab es fast am Ende der Straße eine schöne Rastecke und da hob sich unsere Laune immens. „Du bist nicht Du, wenn Du hungrig bist“, heißt es so schön. Das galt wohl auch für das Wetter, denn nach unserer Pause zog endlich der Himmel auf und wir sahen etwas von dem schönen, bunten, herbstlichen Harz.

Nach wenigen hundert Metern verließen wir dann auch endlich die Asphaltstraße und betraten wieder die Mondlandschaften, die wir bereits gestern in Torfhaus zu Gesicht bekamen. Das Silber, Grau und Weiß hat auch seinen Reiz.

Nun ging es frischen Schrittes bergab und die Vegetation veränderte sich viertelstündlich. Waren es am Anfang noch die grauen Totholzwälder, die unseren Weg säumten, wanderten wir bald durch (noch nicht befallene) grüne Nadelholzgebiete und später dann durch den wunderschönen, bunten Laubwald, der mehr nach unserem Geschmack war.

Einen kleinen Zwischenstopp legten wir noch am Trudenstein ein, um wenigstens einmal ein Panoramafoto im Sonnenschein zu bekommen.

Hier konnten wir auch endlich mal unsere neuen Pullis vorführen, die uns die All-in-one Werbung in Bernsbach noch ganz schnell vor Reiseantritt hergestellt hat.

Nun waren es noch ca. 3 km bis Drei-Annen-Hohne, die wir im Sonnenschein wandern durften. Von dort ging es dann mit dem Wandertaxi zurück nach Osterode, Ausgangspunkt unserer Hexenstieg-Wanderung.

Da wir leider aus einem Corona-Risikogebiet kommen, dürfen wir den Rest des Hexenstieges nur machen, wenn wir keine Unterkunft benötigen. In Sachsen-Anhalt gilt Beherbergungsverbot. Deswegen werden wir morgen noch ein kleines Ründchen in der Nähe von Osterode drehen und uns dann wieder auf den Heimweg machen.

Harzer Hexenstieg: Tag 3 – Polsterberg bis Torfhaus

Harzer Hexenstieg: Tag 3 – Polsterberg bis Torfhaus

Vorsichtig schauten wir heute Morgen aus dem Fenster – und siehe da, die Sonne versuchte mit aller Macht aus den Wolken hervorzubrechen. Endlich eine Wanderung ohne Nässe von oben.

Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer liebevollen Verabschiedung aus dem Landhaus Meyer wurden wir per Wandertaxi zurück an unsere gestrige Ausstiegstelle – den Polsterberg – gefahren. Die Tour gestaltete sich anfangs etwas schwerfällig, mussten wir doch über etliche Spurrinnen der Försterei balancieren. Von überall her hörten wir Kettensägen. Unser Fahrer hatte uns erklärt, dass schon seit Jahren der Harz wieder aufgeforstet würde – der Borkenkäfer und die Trockenhet machten eine Umstrukturierung des Waldes notwendig. Wie notwendig erfuhren wir erst am Ende dieser Wanderung.

Als der Wald sich lüftete, tat sich vor uns endlich einmal die Schönheit der Harzer Landschaft auf. Kein Regen, kein Matsch, nur ein wunderschöner Wanderweg.

Der erstreckte sich über wenige Kilometer und führte uns schließlich zu einem Wanderweg entlang eines eisenfarbenen Wassergrabens, der uns fast bis zum Rest der Strecke begleitete.

Hier war es herrlich. Neben haufenweise Informationen rund um die Wassserkraft im Bergbau, faszinierte uns hier vor allem die ruhige Abgeschiedenheit, der wunderbar weiche Waldboden, der von Tannennadeln übersäht war und die vielen traumhaften Ausblicke.


Zwischendurch schaffte es sogar die Sonne durch die Wolken und auf einmal war der ganze Frust von gestern vergessen. Die Unterseiten der Blätter glitzerten im Wind wie kleine Blüten. Das Licht fiel durch das bunte Herbstlaub, im Wasser spiegelten sich die Wolken und der Wind pfiff uns fröhlich ein Lied, als wolle er uns liebevoll anschieben. Die Füße trugen uns leichter, der Kopf wurde freier und die Laune immer besser.

Irgendwann öffnete sich der Wald vor uns und wir trafen auf ein unglaubliches Panorama. Leider nicht im positiven Sinne. Kilometerweise abgestorbene Nadelbäume, gerodete Flächen und umgeknickte Stämme, so weit das Auge reicht. Fassungslos blickten wir auf das öde Land, was sich uns bot. Anja meinte, Sauron aus „Herr der Ringe“ hätte einmal durch das Land gewütet – und genau so sah es aus.

Wie krass der Harz wirklich von Trockenheit und Borkenkäfer betroffen ist, wurde uns erst hier bewusst.
Schweigend wanderten wir durch die umgestürzte Baumlandschaft, blickten mit gemischten Gefühlen über die gerodeten Flächen und mit mulmigen Gefühlen zu den vollständig abgestorbenen Baumflächen. Wir lasen die Warnung, man solle sich achtsam bewegen und dass niemand Verantwortung übernähme, falls man von einem umfallenden Baum getroffen würde.

Das letzte Wegstück in Richtung Torfhaus war deswegen irgendwie bedrückend. Als wir einen ziemlich steilen Abhang herunterkletterten und versuchten, auf dem schlammigen Boden nicht auszurutschen, knarrzte auf dem gegenüberliegenden Hang ein Baumstamm, um dann mit berdohlichem Krachen einfach in sich zusammenzubrechen.

Man weiß nicht, was man denken soll: Ist das der Lauf der Natur und reguliert sie sich damit selbst? Schließlich sprießen zwischen den „Baumleichen“ auch neue, kleine Bäume – vor allem Fichten und Buchen.
Oder verfällt hier das „Ökosystem Harz“, weil es sich nicht schützen kann vor dem Borkenkäfer oder einer jahrelangen Wasserarmut?
Unser Fahrer sagte uns bei der Hinfahrt: „Ich werde es sicher nicht erleben, aber der Harz wird eine ganz neue Landschaft werden.“

Im Vordergrund die neuen kleinen Bäume, die sich einen Platz suchen. Im Hintergrund oben rechts und links die toten Bäume, die nur auf den richtigen Windstoß warten, um umzufallen.

Das letzte Stück nach Torfhaus ging es steil bergauf. Wir zwei kamen noch mal richtig ins Schwitzen. War der Weg bis jetzt immer nur mit leichten Steigungen verbunden, ging es dafür jetzt ans Eingemachte.

Immer den großen Sendemast des NDR im Blick, wanderten wir durch die gefährlichen Totholzwälder und später dann durch die bereits umgefallenen Bäume. Wie silberne Reliquien muteten sie auf dem herbstfarbenen Gräsern an. Oft kam uns der Gedanke, dass vielleicht durch eben jene mystische Landschaft der Harz mit so vielen Sagen und Märchen verbunden ist.

In Torfhaus angekommen, hatten wir es mit ganz profanen Problemen zu tun: unser Bus nach Braunlage fuhr nur einmal in der Stunde und sollte in zwei Minuten an der Bushaltestelle ankommen.
Mit einem kleinen Sprint schafften wir es – unsere Unterkunft ist etwas abseits vom Hexenstieg. Morgen werden wir hier wieder einsteigen.

Sehr unschön war die Busfahrt. Als wir zustiegen war der Bus bereits fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotz Corona, Abstandsregeln und Mundschutzpflicht hielt die Busfahrerin zwei weitere Male, um jeweils eine Schulklasse mitzunehmen. Viel zu vollgestopft fuhr der Bus die steilen Serpentinen nach Braunlage hinab. Hier konnten wir noch einmal die kilometerlangen toten Waldflächen sehen – es war wirklich gruselig.

Heute sind wir im Forsthaus Braunlage untergebracht. Luise schläft im Haupthaus in einem sehr schönen und modernisierten Zimmer. Anja schläft im Gästehaus in einem winzigen Zimmer mit Bad, in dem man sich nicht einmal umdrehen kann. Was soll’s – wir sind eine Nacht hier und zum Schlafen reicht’s.

Morgen geht’s in Richtung Brocken und leider ist damit unsere Hexenstiegwanderung dann auch schon wieder vorbei. Da das Erzgebirge Risikogebiet ist und Sachsen-Anhalt keine Risikogebietsbewohner beherbergt, müssen wir morgen zurück nach Osterode.

Fazit von heute: 19 km traumhafte Strecke mit vielen Aussichtspunkten, informativen Raststellen und einem mulmigen Gefühl.