Hätti dadi wari – auf der Suche nach dem Konjunktiv
Warum so eine merkwürdige Überschrift? Ganz einfach: Hätti, dadi, wari ist ein bayrisches Sprichwort (Hätte ich, Täte ich, Wäre ich), was Anja gern mal über die Lippen geht und was genau unsere Situation im Harz beschreibt:
Hätte es kein Corona und damit kein Beherbergungsverbot gegeben, wäre das Wetter schöner und die Wanderwege trockener gewesen und hätte Anja nicht eine Mordserkältung ausgebrütet, wäre unsere Tour auf dem Harzer Hexenstieg sicher sehr schön geworden.
So war es für uns sehr anstrengend, unsere Lust am Wandern ohne Gepäck nicht zu verlieren, im dichten Nebel und mit nassen Füßen immer noch positiv zu denken und uns abends auf den nächsten Wegabschnitt zu freuen. Es war sicher nicht unsere schönste Wandertour, aber vielleicht eine der Touren, in denen wir am meisten Erfahrungen sammeln konnten und ein bisschen stolz auf uns sein können, „trotzdem“ durchgehalten zu haben.
Wir haben 77 km in 5 Tagen zurückgelegt (mit unseren kleinen Touren vor und nach dem Hexenstieg), den Harz bei viel Regen und wenig Sonnenschein kennengelernt und können ein Häkchen an den Brocken setzen. Wir kommen in 10 Jahren wieder, wenn es uns denn noch gibt, und schauen, was aus dem „Urwald“-Projekt geworden ist. Jetzt sind wir erst mal froh, wieder in der Heimat zu sein.
Tropf, tropf, tropf – das stetige Geräusch weckte uns heute Morgen im Hotel in Braunlage. Wir werden wohl keine großen Fans dieser Ortschaft werden – das Hotel liegt direkt an der Hauptstraße, die Häuser bräuchten alle mal eine Generalüberholung und als wir schließlich an der Bushaltestelle in Braunlage auf den Bus warteten, der uns wieder hoch nach Torfhaus bringen sollte, tat der Regen sein Übriges, um uns keine Lust mehr auf Braunlage zu machen.
Um nicht alles schlecht zu reden – das Frühstück im Hotel war lecker und auch unser Lunchpaket hochwertig und reichhaltig.
Im Bus ging es dieses Mal zum Glück ruhiger zu. Noch einmal sahen wir die kilometerweiten toten Waldlandschaften und kämpften mit unseren Gefühlen. Die Stimmung war ein bisschen auf dem Boden, da wir uns auf eine weitere matschige und regennasse Wanderung einstellten und uns einfach die Lust verging.
In Torfhaus fanden wir schnell den Einstieg und hatten auch gleich unser nächstes Ziel vor Augen – 8 km sollten es bis auf den Brocken sein. Und los!
Unser Weg führte uns Wald-Wandel-Weg vorbei zum Luchsdenkmal. Im Jahr 2000 konnten erfolgreich Luchse im Harz angesiedelt werden. Also war es höchste Zeit für einen kleinen Hexenschnappschuss.
Ab hier ging es sehr lang auf einem breiten Wanderweg in Richtung Brocken. Hier schöpften wir dann auch ein bisschen Hoffnung, weil wir auf den Infotafeln lesen konnten, dass man der Natur ihren Lauf lässt und man davon ausgeht, dass durch das Totholz neues Leben enstehen kann, sich ein Strukturwandel im Wald vollzieht und der damit wachsende „Urwald“ besser für die ganze Vegetation ist. Das bestätigte auch unsere Vermutung vom Vortag, denn wir hatten ja bereits kleine Laubbäume zwischen den abgestorbenen Nadelbäumen entdecken können.
Je näher wir dem Brocken kamen, umso mehr Menschen kreuzten unseren Weg. Wir haben ja prinzipiell nichts gegen andere Wanderer, aber hier ging es einfach zu wie auf der Autobahn. Wir lieben die Ruhe der Natur und das Entdecken jeder wundervollen Ecke und zwar Schritt für Schritt.
Deshalb haben wir uns beeilt, nach oben zu kommen, um ein kleines Erledigt-Häkchen an den Brocken machen zu können. Wie schön, dass unsere Bemühungen mit einem wundervollen Regenbogen belohnt wurden.
Der Brocken erinnerte uns an den Fichtelber – stürmisches Wetter, ein fantastischer Ausblick und ein Touristenmagnet. Deshalb posierten wir schnell für unser Hexenfoto und düsten im Sauseschritt wieder bergab.
Zu unserem Bedauern ging es über 5 km auf einer Asphaltstraße bergab. Wir hatten Hunger und brauchten dringend eine Pause, aber so mitten auf der Straße. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Zum Glück gab es fast am Ende der Straße eine schöne Rastecke und da hob sich unsere Laune immens. „Du bist nicht Du, wenn Du hungrig bist“, heißt es so schön. Das galt wohl auch für das Wetter, denn nach unserer Pause zog endlich der Himmel auf und wir sahen etwas von dem schönen, bunten, herbstlichen Harz.
Nach wenigen hundert Metern verließen wir dann auch endlich die Asphaltstraße und betraten wieder die Mondlandschaften, die wir bereits gestern in Torfhaus zu Gesicht bekamen. Das Silber, Grau und Weiß hat auch seinen Reiz.
Nun ging es frischen Schrittes bergab und die Vegetation veränderte sich viertelstündlich. Waren es am Anfang noch die grauen Totholzwälder, die unseren Weg säumten, wanderten wir bald durch (noch nicht befallene) grüne Nadelholzgebiete und später dann durch den wunderschönen, bunten Laubwald, der mehr nach unserem Geschmack war.
Einen kleinen Zwischenstopp legten wir noch am Trudenstein ein, um wenigstens einmal ein Panoramafoto im Sonnenschein zu bekommen.
Hier konnten wir auch endlich mal unsere neuen Pullis vorführen, die uns die All-in-one Werbung in Bernsbach noch ganz schnell vor Reiseantritt hergestellt hat.
Nun waren es noch ca. 3 km bis Drei-Annen-Hohne, die wir im Sonnenschein wandern durften. Von dort ging es dann mit dem Wandertaxi zurück nach Osterode, Ausgangspunkt unserer Hexenstieg-Wanderung.
Da wir leider aus einem Corona-Risikogebiet kommen, dürfen wir den Rest des Hexenstieges nur machen, wenn wir keine Unterkunft benötigen. In Sachsen-Anhalt gilt Beherbergungsverbot. Deswegen werden wir morgen noch ein kleines Ründchen in der Nähe von Osterode drehen und uns dann wieder auf den Heimweg machen.
Harzer Hexenstieg: Tag 2 – Osterode bis Polsterberg
Heute stand der erste Abschnitt des Harzer Hexenstiegs von Osterode nach Riefensbeek-Kamschlacken an. Zum Frühstück beobachteten wir schon skeptisch den Himmel, aber er verhielt sich völlig unauffällig – nur um uns dann beim Verlassen des Hotels mit einem stetig feinen Nieselregen zu ärgern. Zum Glück hatte Anja die beiden Foliecapes – von uns liebevoll „Kondome“ genannt – eingepackt, um uns vor dem Gröbsten zu bewahren.
Unsere Wanderstecken hatten wir an die Rucksäcke gebunden und mit den beiden Kondomen über allem sahen wir tatsächlich ein bisschen wie zwei buckelige Hexen aus. Zum Glück hörte der Regen nach kurzer Zeit auf, dafür hielt sich der Nebel hartnäckig bis zum Ende unserer ersten Tour. Es ging gefühlt immer bergauf! Wirklich. Wir liefen um eine Wegbiegung und es ging bergauf. Nach dieser Biegung ging es wieder bergauf. Wir hatten heute das Gefühl, mindestens 2000 Höhenmeter gestemmt zu haben. Haben wir natürlich nicht, aber durch das kalte und trübe Wetter fühlte sich alles extrem anstrengend an. Hinzu kam, dass der Regen der vergangenen Woche den Boden so extrem aufgeweicht hatte, dass wir kilometerweit durch Matsch wateten und das erschwerte das Wandern zusätzlich.
Nach einer winzigen Pause am Eselsplatz ging es weiter in Richtung Mangelhalber Tor. Trotz des ekligen Wetters hatten wir einige Wandergefährten, die dasselbe Ziel im Auge hatten. Zum Glück verlief sich das unterwegs, so dass wir trotzdem den größten Teil der Strecke für uns allein waren.
Wenn das Wetter nicht so eklig gewesen wäre und der Boden sich nicht so krampfhaft an uns festgehalten hätte, wäre das bestimmt eine zauberhafte Tour geworden, denn wir kamen an vielen Aussichtspunkten vorbei. Nur leider sahen wir nichts als Nebel.
Auf einem langen Kammweg wanderten wir weiter zum Ziegenberger Teich, immer den Entensumpf auf der Karte im Blick. Dort sollten wir uns telefonisch beim Hotel melden, was uns beim Endpunkt der ersten Strecke, am Polsterberg, mit dem Auto abholen wollte. Das hat prima geklappt und wir haben schon von einer heißen Dusche halluziniert.
Wir hatten mittlerweile das Gefühl, mindestens 30 km gelaufen zu sein. Es waren aber erst 14 km. Der letzte Abschnitt zum Polsterberg führte durch den Hutthaler Graben – ein Bergbaupfad, der sehr informativ und sicher auch sehr schön sein kann, wenn das Wetter denn mitspielt. Diego war inzwischen zu einem zweifarbigem Hund mutiert – auch er freute sich auf die Dusche.
Nach 17,5 km kamen wir am Parkplatz am Polsterberg an und wurden dann auch gleich vom Hotel Landhaus Meyer abgeholt.
Fazit der ersten Tour: Bei schönem, trockenem Wetter ist der Tourenabschnitt sicher wunderschön, mit vielen Aussichtspunkten, vielen kleinen Sitzmöglichkeiten und interessanten Infotafeln. Wir müssen uns jetzt erst mal ausruhen. 🙂
Nichts ist so beständig wie die Veränderung und so ist es auch bei uns beiden. Anja und ich haben unser kleines Unternehmen neben unseren Hauptaufgaben geführt und viel Herz und Zeit hineingesteckt. Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass wir zu wenig Zeit für unsere besonderen Schafwollprodukte haben.
Was uns die letzten Jahre aber immer zusammengeführt und für unsere Produkte inspiriert hat, waren unsere Wanderungen durch unser schönes Erzgebirge oder durch den ein oder anderen wanderbaren Landstrich außerhalb unserer Region. Wir lieben unser Erzgebirge – Anja ist aus Bayern hergezogen und will nie wieder weg. Für mich ist es schon immer die „Haamit“ (Heimat) gewesen und wird es hoffentlich auch bleiben, denn es ist einfach wunderschön hier.
Also haben wir Anfang 2020 den Entschluss gefasst, unsere Ausrichtung und unseren Namen zu ändern. Aus Extraschaaaf wird nun HERZGÄNGER und wir werden Euch in Zukunft über die schönsten Wandernstrecken in unserem Erzgebirge oder auch woanders informieren.
Begleitet uns auf unseren Touren, entdeckt das (H)Erzgebirge durch unsere Augen und vielleicht begleitet ihr uns ja auch mal ein Stück?
Glück auf von Herzen – Anja, Luise und natürlich Diego
Im Januar 2018 übergaben wir Romina Seifert ein paar unserer Extra-Schaaaf-Produkte zum ausgiebigen Testen bei Ihrer Arbeit mit den Pferden. Über ein Jahr ist seitdem vergangen und Romina hat alles auf Herz und Nieren geprüft. Hier kommt ihr Bericht, für den wir uns schon jetzt gang herzlich bedanken:
Liebes Team von Extra Schaaaf, Das neue Jahr hat gerade erst begonnen und ich möchte den neuen Schwung nutzen, um euch meinen Testbericht zukommen zu lassen. Ein Jahr lang habe ich die Lodenjacke „schaaafe Julia“, die Weste und einen Schal auf Herz und Nieren in meinem täglichen Stallaltag bei Wind und Wetter getestet.Wir haben an unserem Stall keine Reithalle, deshalb lege ich großen Wert auf ordentliche Kleidung, um meine Pferde bei jedem Wetter vernünftig arbeiten zu können. Mein Fazit möchte ich euch für jedes Produkt einzeln zukommen lassen.
Ich möchte als erstes mit der Jacke beginnen. Sie ist mein absoluter Favorit und ein richtig liebgewonnenes Kleidungsstück. Egal ob beim Reiten, Ausmisten oder bei der Bodenarbeit. Besonders positiv finde ich ihre Wind-und Wetterbeständigkeit. Da ich täglich in den unterschiedlichsten Disziplinen mehrere Pferde arbeite, lege ich großen Wert auf eine hohe Belastbarkeit und Robustheit der Textile. Endlich eine Jacke in der man nicht schwitzen oder frieren muss. Durch die gute Klimatisierung des Materials ist es ohne Probleme möglich lange Ausritte, auch wenn es regnet, ohne Frieren und ohne darunter nass zu werden zu bewältigen. Kurzum, für mich ist die Jacke nicht mehr wegzudenken. Am Ende des Tages reicht zur Reinigung ein einfaches Abbürsten und etwas Auslüften lassen.
Als nächstes möchte ich zu der Weste kommen. Ich muss gestehen, da ich nicht gerne Westen trage und es am Anfang für mich etwas gewöhnungsbedürftig war, ist sie mein Favorit für die wärmeren Tage im Jahr. Durch die Eigenschaften der Schurwolle habe ich mich wohl gefühlt und nicht geschwitzt. Um die 20 Grad und mit einem T-Shirt darunter perfekt und sehr angenehm zu tragen. Bei den Temperaturen im Sommer 2018 war allerdings dann doch ein Bikini ausreichend. In der Übergangszeit, wo man manchmal nicht richtig weiß was man tragen soll kann ich die Weste nur empfehlen. Sie ist je nach Belieben eben einfach gut kombinierbar, egal ob mit einem Hoodie oder mit einem T-Shirt.
Zum Abschluss noch der absolute Top Tipp für die kalten Tage. Der Schal ist mein „must have“ im Winter wenn es so richtig stürmt und schneit. Er ist einfach super angenehm zu tragen und hält wahnsinnig warm. Was ich sehr positiv bemerken muss, ich habe ihn mir direkt vors Gesicht gewickelt, sodass Mund und Nase mit drin waren und ich habe keine Feuchte gespürt. Das mag salopp klingen aber der Ein oder Andere weiß bestimmt was ich meine. Es ist kein schönes Gefühl wenn Mund und Nase am Schal kleben und alles irgendwie so nass und unangenehm ist. Deshalb ist der Schal aus meinem reiterlichen Winter nicht mehr wegzudenken.
Als letzte Anmerkung möchte ich die optische Komponente noch erwähnen. Da ich irgendwie doch ein typisches Mädchen bin, finde ich den Saum in fuchsia richtig passend zur dunkelgrauen Schurwolle. Der Kontrast macht es eben einfach schick. Wer möchte im Stallalltag nicht stylisch gekleidet sein, ohne dass man gleich jeden kleinen Schmutzfleck sieht.
Abschließend möchte ich einfach einmal meeegggaaaa Dankeschön sagen, dass ich eure tollen Produkte testen durfte und muss sagen: „Alle Produkte haben aus meiner Sicht den Test überdurchschnittlich gut bestanden“. Mich habt ihr überzeugt! Jeder der Wert auf hochwertige und funktionelle Produkte legt weiß, dass der finanzielle Aspekt hier gut investiert ist. Man möchte ja schließlich nicht mehrmals kaufen.
Also ihr Lieben, bitte macht weiter so und ich hoffe und wünsche Beste Erfolge Team „Español „ aus dem Erzgebirge
Bastei, Elbsandsteingebirge, Sächsische Schweiz – Kurzurlaub im Märchenland
Welche hohe Empfindungen gießt das in die Seele! Lange steht man, ohne mit sich fertig zu werden (…) schwer reißt man sich von dieser Stelle fort. (Carl Heinrich Nicolai)
Kurzurlaub – viel Ruhe und nicht so weit weg, das war der Wunsch von Anja und mir, als wir nach der stressigen und leider viel zu wenig besinnlichen Weihnachtszeit in das neue Jahr starteten. Das Elbsandsteingebirge war eines der Ziele, denn hier versprach man uns Wellness und grandiose Aussichten und das alles nur 1,5 h von unserer schönen Heimat entfernt. Also starteten wir in ein neues Abenteur – 3 Nächte im Berghotel Bastei, mit Wellnessarrangement, Candlelight-Dinner (OK – warum nicht?), Saunalandschaft mit Panorama und Wandern direkt ab Hoteltür.
Am Hotel angekommen, erwarteten uns erst mal viele Menschen – die Bastei ist ein beliebtes Ausflugziel und wir grübelten schon ein bisschen vor uns hin, ob wir denn wirklich die gesuchte Ruhe würden haben werden, aber pünktlich zum Sonnenaufgang wurde es ganz still auf dem beliebten Aussichtsfelsen. Wir nutzten die Stille und das wunderbare Wetter sofort für erste Erkundungen.
Dann ging es natürlich gleich mal in die Panoramasauna. Leider haben wir da keine Bilder gemacht! 🙂 Aber die Sauna ist wirklich der Hit. Ein riesiges Panoramafenster bietet einen wundervollen Blick in das Elbsandsteingebirge. Da macht das Schwitzen gleich doppelt so viel Spaß. Auch im Ruheraum gab es einen fantastischen Ausblick auf die bizarren Felsformationen.
Wir ließen den Tag bei einem hervorragenden Essen im Hotelrestaurant ausklingen und starteten in eine ruhige Nacht. Leider konnte ich nicht schlafen – in meinem Kopf spukten zu viele Ideen, Bilder und Erinnerungen herum und so entschied ich mich, nach 2 Stunden unruhigem Schlaf, ausnahmsweise mal ein früher Vogel zu sein und den Sonnenaufgang mitzunehmen. Das ist übrigens ein echter Geheimtipp auf der Bastei – beeindruckende Bilder vom Sonnenaufgang kann man hier besonders gut schießen. Anja ist sowieso ein Frühaufsteher und so kuschelten wir uns in unsere Westen Leonie und packten noch die Jacke Julia und Alexandra drüber und starteten zum Aussichtspunkt.
Da hier definitiv Bilder mehr sagen, als tausend Worte, zeigen wir Euch natürlich die Ergebnisse dieses zauberhaften und beeindruckenden Morgens:
Ganz allein waren wir nicht – da gab es noch ein paar mehr Fotoverrückte – trotzdem war es wundervoll still und keiner redete, als die Sonne am Horizont aufging und alles in goldenes Licht hüllte. Anja und ich nutzten die wundervolle Stimmung und liefen das Aussichtsgebiet rund um die Bastei ab. Eisiger Wind wehte uns auf der Basteibrücke um die Ohren. Zum Glück hatten wir unsere Mützen und Kapuzen dabei.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zur Erkundungswanderung.
Am Basteiparkplatz starteten wir über eine kurze Aussichtsstrecke, bei der wir das Berghotel mal von der anderen Seite betrachten konnten, in die sogenannten „Schwedenlöcher“ – eine klammartige Seitenschlucht, die über mehr als 700 Stufen in den Amselgrund führen. Hier durchquerten wir Felslöcher, stiegen über gefrorene Holzbrücken und liefen durch beeindruckende Schluchtenlandschaften.
Der Amselgrund erinnerte uns stark an unsere Tour durch das Fichtelgebirge und den dortigen Kaiserweg. Man läuft sachte neben dem ruhigen Gewässer, umgeben von der beeindrucken Landschaft der Sächsischen Schweiz.
Verlässt man den Amselgrund, kommt man am Eingang der berühmten Felsenbühne Rathen vorbei und landet schließlich in dem lauschigen Kurort Rathen. Hier gab es für uns „von Omi gebackenen“ Kuchen, köstlichen gefüllten Hefekloß und dazu einen wohlverdienten Kaffee im „Sonnigen Eck“. Solltet Ihr mal hier vorbeikommen, können wir Euch eine Besichtigung der Toiletten empfehlen – die sind wirklich einmalig! 🙂
Von Rathen aus ging es dann schließlich wieder durch den Wald und die Felsen bergauf Richtung Hotel. Vorher überquerten wir aber erst noch die Felsenburg Neurathen. Sie ist die größte mittelalterliche Felsenburg der Sächsischen Schweiz und wirklich sehr beeindruckend. Um die Uhrzeit und bei dem Königswetter, das wir mitgebracht hatten, haben das natürlich auch viele andere Menschen gedacht. Nichtsdestotrotz gelangen uns auch hier tolle Aufnahmen.
Auf dem Heimweg gab es dann endlich auch ein Highlight für Diego. Wir trafen einen anderen Coton de Tuléar (Das ist Diegos Hunderasse) und quatschten ein bisschen mit dessen Frauchen. Bill, so hieß der andere Hund, musste dann erst mal mit Diego diskutieren, wer jetzt der besser Vierbeiner ist.
Anja und ich gönnten uns zum Ausklang des Tages noch eine Runde Panoramasauna und unser „Basteiglühen“ – einen Winterpunsch in der Hotelbar. Schmunzeln mussten wir hier schon ein bisschen, entdeckten wir auch hier das berühmte Lautergold aus der „Haamit“ auf der Getränkekarte. Nach einem 3-Gänge-Menü und ausgiebiger Fotosichtung rief das Bettchen und diesmal konnte ich auch endlich schlafen.
Für den nächsten Tag hatten wir uns die Festung Königstein vorgenommen. Nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück starteten wir die ca. 45minütige Fahrt – von der Bastei muss man nämlich die Elbseite wechseln und die nächsten Brücken sind in beide Richtungen ein Stück entfernt. Das störte uns aber überhaupt nicht, schließlich bot die Landschaft genug Abwechslung
Nach der Ankunft gingen wir erst einmal auf dem sog. Patrouillenweg rund um die Festung und bestaunten Landschaft und Wehranlage. Danach stiegen wir auf und erforschten die beeindruckende Festungsanlage. Auch hier haben wir wieder ein paar Fotos geschossen.
Zum Abschluss gab es sehr leckeren Kuchen in der Feinbäckerei Sachse, unterhalb der Festung.
Danach mussten wir uns aber beeilen – unser Wellness stand auf dem Plan. Wir genossen eine ölige Rückenmassage, eine entspannende Fangopackung und zum Abschluss noch ein Bad in der Zederholzwanne des Hotels. Nein, da haben wir auch keine Fotos gemacht! 🙂
Den Tag ließen wir beim 4-Gänge-Candlelight-Dinner ausklingen. Das war ein wahrer Hochgenuss und definitiv zu viel! Wir schleppten uns jeder auf sein Zimmer und freuten uns, dass das Bett uns rief.
Leider vergehen solche tollen Kurzurlaube immer viel zu schnell und so hieß es für uns am nächsten Tag „Ab nach Hause“. Vorher statteten wir dem Märchenfach in Dresden noch einen kurzen Besuch ab. Tina bietet dort unsere extra schaaafen Produkte mit an und wir lieben diesen Laden, mit all seinen Unikaten und selbstgemachten Schätzen. Schaut doch mal bei Ihr vorbei!
Wir freuen uns jetzt schon auf unsere nächsten Abenteuer. Die Bastei, das Berghotel und alle die vielen wundervollen Eindrücke werden wir auf jeden Fall einmal wiederbesuchen.
Matschgrüne Felder, feuchte Straßen und ein grauer Himmel – der erzgebirgische Winter lässt auf sich warten. Trotzdem genieße ich die Autofahrt durch meine Heimat, denn die wehmütige und scheinbar einsame Landschaft hat ihren ganz besonderen Reiz.
Ich sitze auf dem Rücksitz von Romina Seiferts Auto. Romina ist 27, Erzgebirgerin von Geburt an und Fachschwester für Anästhesie und Intensivmedizin. Wir sind auf dem Weg zu einem Stall nach Giegengrün, einem kleinen Ort in der Nähe von Zwickau. Dort geht Romina leidenschaftlich ihrem Hobby nach – dem spanischen Reiten.
Ich selbst sitze auch gern mal auf einem Pferd und genieße unsere schöne Landschaft bei einem flotten Galopp oder einer gemütlichen Schrittrunde, aber unter spanischem Reiten kann ich mir so gar nichts vorstellen. Es soll irgendetwas mit einer langen Stange und gefühlvollen Anweisungen zu tun haben.
Für mich tat sich auf jeden Fall die Idee auf, Romina unsere Jacken und Westen zu zeigen und sie darum zu bitten, diese ausgiebig in ihrem Reitalltag zu testen. Deswegen haben wir uns für einen ersten Versuch zusammen zu ihrem Reitstall aufgemacht. Wir wollen ein paar beeindruckende Bilder schießen und unsere Lodenjacke „schaaafe Julia“ in einem ersten Testlauf auf Herz und Nieren prüfen. Romina wird dann für uns die Jacke in ihrem Reitalltag weiter testen und uns Rückmeldung geben, wie gut sie den Anforderungen eines Reiters entspricht.
Neben Romina sitzt ihr Freund Philipp, der uns heute begleitet. Der Alltag der beiden erlaubt es nicht oft, dass sie zusammen Zeit verbringen können und so hat er die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und sich uns angeschlossen.
Romina erzählt mir, dass sie zwei Wallache besitzt – Pablo und Gavilan. Pablo ist schon 32 und Rominas erstes Pferd, das sie durch eine Reitbeteiligung erhielt. Gavilan dagegen ist ein echter PRE (Pura Raza Española) und ein wahrgewordener Traum Rominas.
Andalusische Pferde? Oh man, ich stelle mir wildgewordene, schwarze Pferde vor, die kaum zu bändigen sind. Was kommt wohl auf mich zu?
Als wir aussteigen umfängt uns winterlich, trübe Stille und außer dem großen Stall mit seinen verschiedenen Koppeln, Paddocks und Außenboxen gibt es nichts als freie Natur. Besonders spanisch sieht es hier nicht aus. 🙂
Vorsichtig folge ich den beiden in den Stall. Romina öffnet eine Boxentür und ein brauner, großer Wallach stürmt auf sie zu. Er bleibt vor ihr stehen, neigt den Kopf, um sich die Ohren kraulen zu lassen und rennt dann an ihr vorbei ins Freie.
„Dein Pferd rennt weg.“, sage ich schockiert. Romina lacht. „Der geht nur auf die nächste Wiese, weil dort das Gras viel besser schmeckt. Der kommt gleich wieder.“ Sie zwinkert mir zu und schafft ihre Sachen in den Stall. Ich betrete das Pferde-Refugium und sofort umhüllt mich der Duft von Pferden, Stroh und Freiheit. Romina bringt einen anderen Braunen über den Reitplatz in den Stall.
„Das ist Gavilan. Er ist immer ein bisschen aufgeregt, wenn neue Leute dabei sind. Aber er ist ganz lieb.“, sagt sie und krault ihm ebenfalls den Kopf. Ich halte ihm meine Hand hin und er schnüffelt vorsichtig daran. Offensichtlich habe ich den Schnüffeltest bestanden, denn ich bekomme einen feuchten Schnauze-Kuss und werde dann links liegen gelassen. Romina hat Leckerli dabei – dagegen komme ich nicht an.
Ich bin fasziniert von den beiden Pferden, die irgendwie so gar nicht ungebändigt sind.
Romina führt Gavilan vor den Stall und bindet ihn zum Putzen an. Philipp und sie scheinen schon eingespielt, denn es geht frisch mit Striegel und Bürste voran. Ich schaue den beiden gern zu, denn sie sind voller Liebe und gegenseitiger Wertschätzung, wenn sie miteinander kommunizieren. Ich schieße ein paar Bilder, schließlich muss so ein fotogenes Pferd unbedingt festgehalten werden.
Putzteam
Gavilan & Philipp
saubere Hufe
alle sind geschniegelt
„Ich werde ihn erstmal ein bisschen warm machen, bevor es ans Reiten geht.“ Romina führt Gavilan durch eine Box auf ein abgestecktes Stück Wiese, das offensichtlich Übungszwecken dient. Ich bin gespannt, wie sie mit dem Wallach arbeitet. Bis jetzt trägt er kein Pferdegeschirr – keine Trense, keinen Halsring, nicht mal ein Halfter – und er läuft ihr nach wie ein braver Hund.
Romina stellt Gavilan in die Mitte des Platzes und geht ein paar Schritte von ihm zurück. Danach hebt sie in einer eleganten Bewegung die Hand und er läuft los. Es sieht fantastisch aus, wie ein eingespielter Tanz zwischen den beiden. Eine leichte Bewegung der Hand und das Pferd wechselt die Richtung.
Romina stellt sich hinter Gavilan, hebt die Hand und er läuft rückwärts. Sie stellt sich vor ihn, hebt die Hand und Gavilan steigt. Dann stürmt sie los, an ihm vorbei und der Wallach springt ihr quietschvergnügt nach, schlägt nach hinten aus und lässt den Kopf ein paar Mal hin und her tanzen. Es macht ihm sichtlichen Spaß.
„Zum spanischen Reiten bin ich in meiner frühsten Jugend gekommen durch eine Bekannte meiner Mama. Ich reite bereits seit meiner jüngsten Kindheit und war schon immer fasziniert von den wunderschönen temperamentvollen Pferden. Mir ist beim Pferdekauf wichtig das in erster Linie der gewisse Funke überspringt und die Chemie muss einfach passen. An den meisten anderen Dingen kann man arbeiten, denn das wächst zusammen und verbindet. Ich wollte nie ein fertiges Pferd haben, das bereits alles kann. Selber schaffen und ausbilden, das ist das, was ich mir für meine Pferde zur Aufgabe gemacht habe.“
Rückwärts laufen…
Vorbeirennen…
Spaß haben…
… und Steigen.
„… Jedoch ist das Arbeiten mit dem Pferd in Spanien nicht ein bloßer Sport, sondern ein Bestandteil des Lebens und ein wesentliches Stück Kulturgut. Das Reiten drückt sowohl Perfektion und Stolz, wie auch Lebensfreude und Spaß an der Bewegung aus. Vielleicht so ähnlich wie der Flamenco. Beides – Tanz und Reiterei – sind unwiderruflich mit Spanien verbunden. Nicht zu vergessen aber auch der Wein, Sherry und ein gute Essen.“ (zur Klassisch-iberischen Reitweise auf http://www.das-spanische-pferd.de/de/reitweisen/)
Philipp hilft Romina beim Aufsteigen auf Gavilan. Der Wallach bleibt ganz ruhig stehen, auch, als sie auf ihm sitzt und wartet auf weitere Anweisungen. Es gibt nun ein paar Grundschritte – Schritt, Trab, kurzer Galopp.
Und dann sehe ich Gavilan das erste Mal mit Romina steigen. Es sieht so leicht und einfach aus. Ich selbst kann mir das nicht vorstellen und schaue gebannt zu. Meine Kamera klickt ohne Unterlass, weil ich merke, dass die beiden ein echtes Team sind.
Nun wird das abgetrennte Stück geöffnet und Romina reitet auf das freie Feld. Sie hält sich mit einer Hand an Gavilans Mähne fest. Sie lenkt lediglich über ihre Sitzhaltung und mit Beinkommandos.
Ich bin ziemlich beeindruckt, sie wirkt wie eine Amazone auf dem stattlichen Ross. Philipp gibt ihr einen Halsring – eine Kordel, die wie ein Zügel benutzt wird. Sie legt ihn um Gavilans Hals und beginnt mit kleinen Galopprunden. Dabei lässt sie die Hände los und wieder wirkt das Reitduo wie ein Tanzpaar, das elegant über die Wiese schwebt.
Voller Stolz bleiben die beiden vor mir stehen und präsentieren die sogenannten Zirkuslektionen (Zirzensik). Gavilan verbeugt sich, das nennt man „Kompliment“.
das Kompliment…
1…
2…
3…
…klatschen!
Dann lässt Romina Gavilan wieder steigen. Es wirkt so kraftvoll und durch und durch spanisch wie sich der kräftige Pferdekörper mit der zierlichen Frau auf seinem Rücken auf die Hinterbeine erhebt. Vergessen ist der trübe Winter und der idyllische erzgebirgische Ort – ich fühle mich wie in Spanien, denke an Zorro, Flamenco und Toreros. Mein Herz schlägt vor Freude und Übermut.
„Diese Lektionen präsentieren wir auch oft auf Messen – das kommt besonders gut bei den Zuschauern an.“, erzählt Romina. Die spanische Reitweise ist in unserer Region nicht besonders verbreitet und so tritt sie ab und zu für das „Gestüt Dubkow-Mühle“ aus dem Spreewald auf – die Inhaberin ist ihre Freundin. Dort hat sie auch Gavilan her. (Gestüt Dubkow-Mühle)
Zur Stärkung von Pferd und Reiter gibt es ein paar Leckerlis. Philipp lässt Romina etwas von seinem Schokoladenweihnachtsmann zukommen und Gavilan bekommt Pferdeleckerlis.
„Jetzt wird es Zeit für einen flotten Galopp. Und ich will springen – Gavilan liebt Hindernisse.“, sagt sie und dreht eine kleine Galopprunde auf dem Feld. Philipp bringt derweil ein Hindernis aus dem Stall und stellt es mitten auf die Wiese. Romina legt nun eine Trense an. Sie erzählt mir, dass Gavilan bei einer langen Galoppade so richtig aufdreht und sein spanisches Temperament mit ihm durchgeht. „Ich liebe die Wälder und die bergige Landschaft des Erzgebirges. Es gibt nichts schöneres als einen Ausritt durch Land und Flur. Gavilan hält nichts mehr auf, wenn wir so richtig in Fahrt kommen.“ Sie sagt es voller Liebe und Bewunderung für ihr Pferd. „Aber mit der Trense habe ich eine Chance.“
Ich gehe ein Stück die Wiese hinauf, um den Galopp mit der Kamera gut einfangen zu können. Als die beiden über das Hindernis setzen, wirkt es leichtfüßig und einfach. Gavilan fliegt dahin und auch, als beim zweiten Mal das Hindernis fällt, stört es niemanden. Alles ist im Fluss, wenn die beiden miteinander arbeiten. Es scheint keine Probleme zu geben, nur Herausforderungen, denen sie sich zusammen stellen.
Durch mein Teleobjektiv sehe ich Romina auf mich zu galoppieren. Ich habe meinen Kameraauslöser in Dauerfeuer und verfolge gebannt das steigende Tempo des Pferdes. Dann höre ich das Donnern der Hufe und nehme vor lauter Spannung die Kamera herunter. Die beiden prasseln auf mich zu, laut und kräftig. Das Wasser in der Wiese spritzt und große Dreckklumpen fliegen hinter Gavilan durch die Luft. Romina hat ein Grinsen auf dem Gesicht und Gavilan legt immer noch einen Zahn zu. Dann sind sie in Sekundenschnelle an mir vorbeigedonnert und ich fühle das Feuer, was in Gavilans Adern pulsiert, als er nur zögernd wieder langsamer wird.
Romina lacht, ihre Wangen sind gerötet. Ich sage ihr, dass ich vor Erstaunen vergessen habe, weiter zu fotografieren. „Macht nichts – das machen wir gleich noch mal.“ Und schon ist sie wieder den Berg hinab.
Diesmal klappt es mit den Bildern und wir gehen danach gemeinsam zum Stall zurück, um Gavilan eine Pause zu gönnen. Er ist pitschnass von den Pfützen, durch die er gerannt ist und schnaubt aufgeregt. Bei so viel Feuer ist das gar kein Wunder.
„Wie geht‘s Dir eigentlich mit unserer Jacke?“, will ich von Romina wissen und sie ist ganz überrascht, dass sie sie vollkommen vergessen hat. „Das ist ja krass. Ich schwitze gar nicht, obwohl wir so viel gemacht haben. Sie ist wirklich bequem.“ Ich schaue auf die vielen Matschspritzer, die sich auf der Jacke gesammelt haben. Ich bin gespannt, ob ich sie problemlos wieder herauskriege und freue mich, dass sie für Romina mit dem Anziehen selbstverständlich geworden ist.
Bei einem heißen Tee im Stall erklärt mir Romina einiges über die spanische Reitkunst. Sie entstand aus der Doma Vaquera, einer Arbeitsreitweise der spanischen Rinderhirten. Die andalusischen Pferde wurden mit maximal einer Hand, überwiegend aber durch den Sitz und die Beine des Reiters gelenkt und getrieben. So hatte der Reiter immer eine Hand frei, um zum Beispiel Weidetore zu öffnen oder mit der „Garocha“, einer über drei Meter langen Stange, Stiere abzuwehren oder Kälber von ihren Müttern zu trennen. Die Garocha ist wie das Lasso für die Cowboys. Erleben kann man Romina mit dieser Stange ebenfalls auf Messen.
Heute lassen wir die Garocha aber im Stall. Stattdessen wird Gavilan noch einmal gründlich geputzt. Er hat sich gut erholt und ist bereit zu neuen Taten.
Romina flechtet ihm die Haare ein. Seine Stirn ziert eine Mosquero – bunte Bommeln, die über der Nase hängen. Romina erklärt mir, dass man daran erkennen soll, wie gut sich das Pferd im Takt bewegt. Hauptsächlich dient sie aber dem Abwehren von Fliegen.
Danach kommt der spanische Hirtensattel – der Vaquero Sattel – auf Gavilans Rücken und ich meine ein leises Seufzen zu hören. „Ja, mein Guter, keine Angst, das dauert jetzt nicht lange.“, beruhigt ihn Romina. Die Steigbügel sind aus schwerem Metall und sehen eher aus wie Aschkästen. Sie sollen aber sehr bequem sein, wenn man stundenlang unterwegs ist. Gavilan nimmt den Sattel geduldig in Kauf.
Philipp putzt derweil Pablo, der nun auch mal mit aufs Bild soll. Ich habe Gelegenheit, mich ein bisschen mit ihm zu unterhalten und erfahre, dass er ganz fasziniert von Rominas Hobby ist und sie gern weiter darin unterstützen möchte. So sind Messen für ihn ein großes Thema und er saugt begierig Rominas Anweisungen im Umgang mit den beiden Wallachen auf, um sie bestmöglich umzusetzen.
Romina kommt aus dem Stall. Sie hat die Haare zu einem Knoten gesteckt und einen Hut auf, den Sombrero cordobes. Sie wirkt jetzt auch äußerlich wie eine spanische Reiterin, obwohl ich wehmütig zugeben muss, dass unsere Jacke nicht ganz dazu passt.
„So Luise, jetzt wird es Zeit, dass Du auch mal in den Sattel kommst.“, sagt sie mit einem schelmischen Grinsen. Ich schlucke und schaue zu Gavilan, den das alles überhaupt nicht zu interessieren scheint.
Romina gurtet ein kleines Kissen an den Sattel und sagt mir, dass ich dann auf diesem hinter ihr Platz nehmen werde, ganz wie die Damen auf der Feria del Caballo – einem spanischen Volksfest, auf dem sich Pferde und Reiter in Scharen treffen, sich präsentieren, zusammen feiern, kaufen und verkaufen.
Ein bisschen mulmig ist mir schon zumute, aber Romina strahlt so eine Ruhe und Gelassenheit aus, dass ich nicht anders kann als ihr zu vertrauen. Sowieso erscheint mir Rominas Art mit den Pferden umzugehen voller Liebe, Verständnis und Konsequenz. Ich bin begeistert von ihrer gutmütigen Art, und wie sie damit die starken Tiere fest in ihrer Hand hält.
Auf der großen Wiese packt mich Philipp kurzerhand und hebt mich auf Gavilans Hinterhand. So schnell war ich noch nie auf einem Pferd und bin erstaunt, wie bequem es auf dem kleinen Kissen – der Grupera – ist. Philipp schießt ein paar wundervolle Bilder von Romina und mir und wir zwei Damen haben großen Spaß auf dem lieben Gavilan.
„So, und jetzt musst Du unbedingt einmal steigen.“, sagt Romina, nachdem ich von der Grupera heruntergerutscht bin.
Mein Herz klopft bis zum Hals, als ich mich in den spanisches Sattel schwinge. Die „Aschkästen“ sind wirklich sehr bequem und das Schaffell unter meinem Hintern fühlt sich an wie ein komfortabler Sessel.
Romina führt Gavilan ein kleines Stück im Schritt, hebt die Hand und schon steigt er. Es fühlt sich leicht an, dauert nur kurz und ist jeden aufgeregten Herzschlag wert. Glück erfüllt mich. Ich klopfe Gavilan den Hals und will nochmal.
Romina zwinkert mir zu und wir wiederholen die Prozedur, krönen die Zirkuslektion mit einem Kompliment.
Als ich absteige wird mir wieder einmal klar, dass das Sprichwort um das Glück der Erde ein wahres Wort ist. Vergessen sind der unwinterliche Winter, der Nieselregen, der sich seit einiger Zeit in kleinen Tröpfchen auf unseren Jacken sammelt oder das traurige Matschgrün der erzgebirgischen Wiesen.
Ich bin erfüllt von allen Eindrücken, fühle das spanische Feuer in mir brennen und bin dankbar, dass ich diesen Tag so erleben durfte.
Herzlichen Dank liebe Romina, dass Du mir einen kleinen Einblick in Deine Welt gewährt hast und herzlichen Dank lieber Philipp, dass Du uns beiden ein so aufmerksamer Assistent warst. Und ein großes Dankeschön an Pablo und Gavilan, die so prima mitgemacht haben.
Für uns steht fest, wir wiederholen das Ganze im Sommer noch einmal. Bis dahin wird Romina unsere Jacke auf Herz und Nieren testen und ich bin gespannt, zu welchem Urteil sie kommen wird.
Mit einem feurigen Olé beende ich unseren ersten Blogbeitrag und freue mich schon auf die kommenden Geschichten.
Wohlwollige Grüße schickt Euch Luise
PS: Die Matschspritzer gingen nach dem Trocknen der Jacke mit einer weichen Wurzelbürste ganz einfach auszubürsten.